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Mangelware Vertrauen

Karl Matthäus Schmidt
,
CEO und Gründer der Quirin Privatbank AG
6
Minuten

Wenn wir abends ins Bett gehen, vertrauen wir darauf, dass wir am nächsten Morgen wieder aufwachen. Wenn wir uns im Supermarkt an der Kasse anstellen, vertrauen wir darauf, dass alle in der Schlange ihren Platz einhalten. Wenn wir zum Arzt gehen, vertrauen wir darauf, dass er unser Wohl im Sinne hat. Wenn wir im Internet etwas bestellen, vertrauen wir darauf, dass die Produktbeschreibungen und die Angaben des Verkaufenden zutreffend sind. Auf der Arbeit vertrauen wir darauf, dass alle im Team ihren Teil beitragen und sich niemand auf Kosten der anderen zurücklehnt. Es ließen sich unzählige weitere Beispiele finden, denn wir vertrauen jeden Tag so viele Male, und zwar ganz automatisch. Vertrauen begegnet uns überall. Es ist eine grundlegende Funktion des menschlichen Miteinanders. Ohne Vertrauen würde unser Zusammenleben nicht funktionieren.

Das Wichtigste in Kürze:

  • Aktuelle Studie belegt hohes Misstrauen in Finanzdienstleistungsunternehmen
  • Große Unterschiede zwischen einzelnen Ländern
  • Banken schneiden unter den Schlechten noch am besten ab
  • Am häufigsten werden zu hohe Kosten, Intransparenz und schlechter Service beklagt

Doch es gibt auch viele Situationen, wo uns Vertrauen schwer(er) fällt: wenn wir grundsätzlich ein hohes Kontrollbedürfnis haben, wenn wir Angst vor Zurückweisung haben oder davor, verletzt zu werden, oder wenn wir schon einmal schlechte Erfahrungen mit Vertrauen gemacht haben. Und auch in Sachen Finanzen ist Vertrauen ein riesiges Thema. So zeigt der aktuelle „Trust Barometer“ der Beratung Edelman Smithfield, bei der über 12.000 Menschen weltweit (darunter etwa 2.000 Deutsche) befragt wurden, dass die Deutschen sich sehr schwer damit tun, Finanzdienstleistern zu vertrauen.

Die Befragten sollten, so schreibt es das Handelsblatt, ihr Vertrauen in Finanzunternehmen auf einer Skala von null bis einhundert einstufen.1 Werte bis 49 gelten in dieser Untersuchung als Misstrauen, Werte von 60 bis 100 als Vertrauen, der Bereich dazwischen gilt als neutral.

Im Ergebnis zeigt sich, dass die Deutschen Finanzdienstleistern gegenüber im internationalen Vergleich sehr misstrauisch sind. Mit einem Vertrauenswert von 45 Punkten landete unsere Nation gerade einmal auf Platz 24 von insgesamt 28 befragten Ländern. Der globale Durchschnitt liegt bei 56 Vertrauenspunkten, besonders großes Vertrauen haben mit 79 Punkten die Chinesinnen und Chinesen in Finanzdienstleister. Weltweit gab es also signifikante Unterschiede, wie auch die nachfolgende Grafik zeigt.

Was mich persönlich etwas wundert, ist, dass Großbritannien in Sachen Vertrauen eines der Schlusslichter ist. Ich dachte, dass es dort aufgrund des vor über zehn Jahren selbst auferlegten Provisionsverbotes besser geworden wäre, dem ist aber offensichtlich nicht so.

Häufigste Kritikpunkte

Aber schauen wir doch noch etwas genauer auf Deutschland. Als allgemeine Kritikpunkte wurden hier vor allem die folgenden genannt: Die Preise sind oft intransparent, das bemängelten 38 Prozent der Befragten. 36 Prozent beklagten sich über einen unzureichenden Service und 30 Prozent über riskante Produkte. Darüber hinaus wurde kritisiert, dass Finanzdienstleistungen oft zu teuer sind und zu wenig unabhängige Beratung angeboten würde.

Banken verdienen an versteckten Gebühren

Die Banken schneiden mit 50 Punkten noch am besten innerhalb der insgesamt recht schlecht bewerteten Finanzbranche ab, werden aber dennoch heftig kritisiert. Die häufigsten Kritikpunkte ganz konkret an Banken sind dabei, dass sie an verdeckten Gebühren verdienen (sagten 49 Prozent) und dass sie die gestiegenen Zinsen nicht oder nicht ausreichend an ihre Kunden weitergereicht haben (46 Prozent). Unmut und Misstrauen entstünden auch dadurch, dass weiterhin Filialen geschlossen werden (33 Prozent).

Doch nicht nur Banken sind mit dem Misstrauen der Verbraucherinnen und Verbraucher konfrontiert, sondern insbesondere auch Asset Manager, Fintechs und Kryptowährungen, so das Handelsblatt. Sie genießen die niedrigsten Vertrauenswerte, wie die Grafik zeigt.

In Bezug auf Fintechs machen sich die Befragten am meisten Sorgen darüber, dass diese pleitegehen könnten. Eine Angst, die nicht ganz unberechtigt ist, da ein gewisser Bereinigungsprozess immer dann stattfindet, wenn ein neues Produkt oder eine Dienstleistung am Markt erscheint. So war es beispielsweise auch im Bereich der Robo-Advisor. Hier gab es anfangs über 20 Wettbewerber am Markt, nach mehreren Konsolidierungswellen sind es heute eher ein bis zwei Handvoll Anbieter. Aber auch die Angst vor Cyberangriffen verstärkt das Misstrauen gegen entsprechende Unternehmen.

Noch schlimmer steht es um Kryptowährungen, hier ist quasi kein Vertrauen vorhanden. Es dominiert die Angst vor Pleiten der Unternehmen und ein grundsätzliches Misstrauen der Technologie gegenüber.

Dass jedoch ausgerechnet Versicherungen das größte Vertrauen innerhalb des gesamten Finanzsektors genießen und diese laut Bewertungsskala sogar im neutralen Bereich landen, hat mich dann doch sehr überrascht, auch wenn ich weiß, wie sicherheitsorientiert viele Deutsche sind. Es gibt wenige Versicherungen, die wirklich sinnvoll sind – immer dann, wenn es um Altersabsicherung und Kapitalbildung geht, sind sie keine gute Wahl, weil sie viel zu teuer sind und kaum Renditechancen bieten. Schlimmer noch, die Unternehmen verdienen sich „eine goldene Nase“ an ihren Kunden, oft ohne einen wirklichen Mehrwert zu liefern – das Misstrauen sollte hier deutlich höher sein. Das sehen zumindest auch 43 Prozent der Befragten so – sie kritisieren, dass Versicherungen oft nach Ausreden suchen, um im Schadensfall nicht zahlen zu müssen. Darüber hinaus wurde bemängelt, dass die Prämien stetig steigen, ohne dass sich die Produkte verbesserten. 36 Prozent halten diese für unverständlich.

Fazit: Dass es um das Vertrauen der Deutschen in Banken und Finanzdienstleister im Allgemeinen und im Speziellen schlecht bestellt ist, ist nicht verwunderlich. Die Ursachen sind komplex, fußen im Wesentlichen aber mehr oder minder alle darauf, dass bei vielen Finanzdienstleistern und Banken hierzulande keine Beratung, sondern provisionsgetriebener Abverkauf stattfindet. Oft stehen die Bedürfnisse der Anlegerinnen und Anleger nicht im Vordergrund, sondern es werden unpassende, überteuerte oder wenig rentierliche Produkte verkauft, die über kurz oder lang entsprechenden Unmut und damit auch Misstrauen erzeugen können.  

Unsere Kundinnen und Kunden kennen bereits eine Alternative – uns beziehungsweise unsere unabhängige Beratung. Vielleicht haben auch Sie Lust, unsere Kundin oder unser Kunde zu werden – und dann heißt es auch für Sie wieder: Vertrauen gut, alles gut.

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1 Vertrauensranking: Platz 24 von 28 – Die Deutschen misstrauen der Finanzbranche | Handelsblatt

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Über den Autor
Karl Matthäus Schmidt

Karl Matthäus Schmidt ist Gründer und CEO der Quirin Privatbank. Er ist Banker in sechster Generation und revolutionierte bislang dreimal den deutschen Bankenmarkt. Mit 25 Jahren gründete er den ersten Onlinebroker Deutschlands, Cortal Consors, den er nach dem Börsengang an eine französische Großbank verkaufte. 2006 brachte er Deutschlands erste unabhängig beratende Bank, die heutige Quirin Privatbank, auf den Markt. Sie verzichtet auf die Annahme von Provisionen und kann Anlegerinnen und Anleger deshalb unabhängig beraten. 2013 gründete Schmidt den ersten Robo-Advisor Deutschlands, quirion, um allen Menschen einen Zugang zu einer guten und günstigen Geldanlage zu ermöglichen. Seine Vision ist es, mehr Menschen in Deutschland zu besseren Anlegern zu machen. Als Vorstand verantwortet er unter anderem die Bereiche Privatkundengeschäft und Anlagemanagement, außerdem ist er Aufsichtsratsvorsitzender der quirion AG. Der gebürtige Franke ist verheiratet, Vater von fünf Kindern und lebt in seiner Wahlheimat Berlin und Brandenburg.

Hören Sie passend zum Thema unseren Podcast „klug anlegen“

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