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Q.Ai macht Schule – wenn die KI zum Lehrer wird

Karl Matthäus Schmidt
,
CEO und Gründer der Quirin Privatbank AG
7
Minuten

„Mit der Rente müssen wir uns nicht auskennen, wir bekommen schließlich Pension.“ – Diese Aussage zweier Lehrer neulich in der WirtschaftsWoche (WiWo)1 wäre nicht so dramatisch, wenn es tatsächlich nur um ihre eigene, ganz persönliche Altersvorsorge gegangen wäre. Dann könnte ich das als private Angelegenheit abhaken und mich zurücklehnen. Doch diese Aussage wurde in einem anderen Kontext getroffen und hat mich so beschäftigt, dass ich sie heute hier mit Ihnen teilen wollte.

Das Wichtigste in Kürze:

  • Finanzbildung ist wichtig, findet aber nicht ausreichend statt
  • OECD belegt: Niedrige Finanzbildung, niedriges Einkommen, niedriges Vermögen
  • Immer häufiger vermitteln Banken Finanzwissen an deutschen Schulen – das kann problematisch sein  
  • KI-Tools wie Q.Ai sind neutrale und unabhängige Alternative, um sich Finanzwissen anzueignen

Sie hat sich mir so eingeprägt, weil sie Symptom und Ursache eines großen Problems hierzulande ist: Wir alle wissen, wie wichtig frühzeitige Finanzbildung ist – und doch sucht man die entsprechenden Inhalte vergeblich auf deutschen Stunden- und Lehrplänen. Es mangelt an einer umfassenden Finanzbildung an den Schulen hierzulande.

Dabei wünscht sich der Großteil der Bundesbürger mehr Finanzbildung im schulischen Kontext, wie eine Umfrage des Verbraucherzentrale Bundesverbands vzbv zeigt.2

Das nicht in den Schulen vermittelte und damit fehlende oder ausbaufähige Finanzwissen vieler Bundesbürger ist nach Expertenschätzungen mit einem jährlichen milliardenschweren volkswirtschaftlichen Schaden verbunden. Denn es bringt die Menschen um finanzielle Chancen. Nachgewiesen ist laut OECD, dass ein geringeres Bildungsniveau und eine niedrige Finanzkompetenz einhergehen mit einem niedrigeren Einkommen und einem niedrigeren Vermögen.3 Übersetzt bedeutet das: niedrige Finanzbildung, niedriges Einkommen, niedriges Vermögen.

Diese Kausalkette mag so nicht in allen Fällen zutreffen, leider aber doch sehr oft. Bildung ist der Schlüssel zu vielem, vor allem entscheidet sie maßgeblich darüber, welche Möglichkeiten einem Menschen im Laufe seines Lebens für den eigenen Vermögensaufbau zur Verfügung stehen. Entsprechend nachvollziehbar ist der Wunsch vieler Menschen, dass das Wissen rund um Finanzen, Geldanlage und Vermögensaufbau in der Schule vermittelt wird, wie die Grafik oben zeigt. Und hier geht es nicht darum, dass jeder zum Millionär werden kann oder soll. Vielmehr geht es um grundlegendes Wissen, weil es für uns alle, aber insbesondere auch für Menschen mit weniger Geld wichtig ist, zu wissen, wie sie trotz begrenzter Mittel Rücklagen aufbauen können oder ihre finanzielle Situation optimieren können.

Politiker haben das mangelnde Finanzwissen schon länger erkannt und thematisieren die Finanzbildung immer mal wieder, es gibt auch immer mehr politische Initiativen. Das Problem mangelnder Kenntnisvermittlung an deutschen Schulen ist damit aber noch nicht gelöst.

Nun könnte man sagen: Macht doch einfach ein Unterrichtsfach dazu. Doch so einfach scheint das nicht zu sein. „Im Lehrplan gibt es dafür (für die Vermittlung von Finanzwissen) keine Freiräume“, wird beispielsweise die Präsidentin des Bayerischen Lehrerverbandes zitiert.4 Das heißt, Lehrer, die die Notwendigkeit sehen und Finanzwissen vermitteln wollen, sind auf sich selbst gestellt. Sie werden allein gelassen, kennen sich oft selbst nur mäßig aus, müssen Materialien und Wissen in Eigenregie organisieren und außerdem Arbeitsmaterialien auch noch aus eigener Tasche bezahlen. Oder sie sehen gar nicht erst die Notwendigkeit, sich mit diesen Themen zu befassen, wie die Aussage der beiden zitierten Lehrer erschreckend belegt.

Umso dankbarer sind Schulen und Lehrer, dass immer mehr Banken und Versicherer sich bereit erklären, dieses Bildungsloch an deutschen Schulen zu füllen.5 Leider geht es dabei nicht so neutral und werbefrei zu, wie sich das Verbraucherschützer und Eltern wünschen würden.

Eines der bekanntesten Beispiele für Finanzbildung an Schulen ist sicherlich das Planspiel Börse der Sparkassen. Es wird vom Deutschen Sparkassen- und Giroverband als eines ihrer größten Finanzbildungsprojekte beworben. So schreibt das Unternehmen selbst: „Teil des Bildungsangebots für Schüler:innen, Studierende, Lehrkräfte sowie Sparkassen-Mitarbeitende oder -Azubis ist auch der bundesweite Wettbewerb Planspiel Börse.“ Ziel des Wettbewerbs ist es, dass die Teilnehmer sich in Anlagestrategien üben und dabei grundlegendes Wissen über die Börsen erlangen.6

Daraus resultieren gleich zwei ganz erhebliche Probleme:

Problem 1: Der Handel mit Einzelaktien, wie er im Börsenplanspiel praktiziert wird, ist keine Anlagestrategie. Wer auf Einzelaktien setzt, der spekuliert und zockt. Das kann mal gut gehen für ein paar Wochen und Monate, langfristig ist es aber besser, breit gestreut auf den gesamten Markt statt auf vermeintliche einzelne Überflieger-Aktien zu setzen. Von den hohen Verlustrisiken ganz zu schweigen. Beim Börsenspiel kann hingegen nur gewinnen, wer alles auf eine Karte setzt und dabei zufällig ein glückliches Händchen hat. Letztlich wird das Klischee bedient, dass Geldanlage an der Börse ein Glücksspiel ist – und genau das ist es eben nicht. Die Börse ist kein Casino, es sei denn, man macht sie – beispielsweise mit dem Börsenplanspiel – dazu.

Problem 2: Auch wenn der DSGV es gerne so sehen möchte – beim Börsenspiel wird kein grundlegendes Wissen über die Börsen vermittelt, es wird nur Zockerei und Spekulation trainiert. Wissensvermittlung geht anders, sie klärt über Zusammenhänge von Chancen und Risiken auf und zeigt, dass ein breit gestreutes Aktieninvestment langfristig ein zuverlässigerer Renditebringer ist als kurzfristige Spekulation mit einzelnen Aktien. Natürlich kann man als Anlegerin oder Anleger auch auf Einzeltitel setzen, jedoch sollte genau das eben nicht der erste Berührungspunkt mit den internationalen Kapitalmärkten sein, denn wenn ich mir da einmal die Finger verbrenne, dann ist die Chance groß, dass ich zukünftig komplett die Finger von Aktien lasse – und damit die Chance vergebe auf einen langfristigen, systematischen Vermögenszuwachs.

Doch die Sparkassen sind nicht die einzigen, die sich in Sachen Finanzbildung engagieren, auch die Deutsche Bank hilft kräftig mit. Nach eigenen Aussagen hat sie mit 3.200 Unterrichtsstunden bereits 80.000 Schülerinnen und Schüler mit Finanzwissen versorgt. Und wenn am Ende der Stunde dann die E-Mail-Adressen eingesammelt werden, um in Kontakt zu bleiben, schaut mancher Lehrer nicht so genau hin, dankbar dafür, die unliebsame Aufgabe in professionelle Hände abgegeben zu haben.

Verstehen Sie mich bitte nicht falsch, das Engagement der Banken ist im Prinzip löblich, aber eben alles andere als uneigennützig. Ganz entscheidend ist auch, welche Inhalte vermittelt werden, über welche Produkte gesprochen wird. So plant laut WiWo beispielsweise der Gewinner des diesjährigen Börsenplanspieles, demnächst ein richtiges Depot zu eröffnen, aber nicht bei einem günstigen Neobroker, sondern bei der Sparkasse, denn dort kenne er sich ja jetzt schon aus. Das ist meiner Meinung nach der einzige Grund, warum die Sparkassen nicht vom Börsenplanspiel ablassen – es sichert ihnen zumindest den einen oder anderen Nachwuchskunden in einem immer härter umkämpften Markt. Dass sie dafür falsches Anlagewissen – Geldanlage ist gleich Einzelaktien-Zockerei – vermitteln, scheint nebensächlich. Wenn die Schützlinge das Anlageverhalten aus dem Börsenplanspiel (35 Trades in 4 Monaten) später auch im echten Leben übernehmen, ist das ein lohnendes Geschäft für die „uneigennützigen“ Herausgeber des Börsenplanspieles, aber höchstwahrscheinlich nicht für den Anleger.

Grundsätzlich kann das von Banken und Finanzdienstleistern an Schulen vermittelte Wissen durchaus bereichern, entscheidend sind dabei aber:

  • wie viel Vorwissen die Schüler haben
  • wie fit die Lehrer selbst in finanziellen Fragestellungen sind
  • dass Inhalte von den Lehrern kritisch eingeordnet oder
    diskutiert werden, wie beispielsweise das Börsenplanspiel

Die Realität sieht heute leider noch anders aus. Entweder werden die Schüler sich völlig selbst überlassen, oder es gibt allenfalls Kommentare von Lehrern wie: „Passt gefälligst auf euer Geld auf“, wie die WiWo schreibt. Das kann und darf uns nicht ausreichen.

Doch was tun, wenn politische Initiativen letztlich auch auf die Privatwirtschaft angewiesen sind, wenn Lehrer überfordert und Eltern auf der Suche nach professionellem, unabhängigem, neutralem Wissen sind? Auch mich treibt dieses Thema schon lange um und ich versuche, einen kleinen, bescheidenen Teil dazu beizutragen, mein Finanzwissen zu teilen.

Deshalb haben wir jetzt – und darauf bin ich sehr stolz – den ersten KI-Vermögensberater an den Start gebracht, Q.Ai. Das ist ein Novum in Deutschland. Q.Ai vermittelt Finanzwissen, er beantwortet Ihre Fragen, stellt aber auch Fragen, wenn ihm Informationen fehlen. So entsteht ein richtiger Dialog. Damit ist Q.Ai viel mehr ein Berater als ein Chatbot. Eigentlich fängt er da an, wo ChatGPT aufhört. Damit kommen wir unserem Ziel, die Menschen in Deutschland zu besseren Anlegerinnen und Anlegern zu machen, wieder ein Stück näher.

Q.Ai bezieht seine Informationen aus der Wissensdatenbank von Quirin Privatbank und quirion und ergänzt sie um kuratierte Webinhalte. Die Quellen werden streng selektiert und basieren auf wissenschaftlichen Erkenntnissen, fernab von Finfluencer-Trends.

Unter https://qai.quirinprivatbank.de/ steht er allen Menschen kostenlos zur Verfügung. Vielleicht kann Q.Ai ein Stück weit die Lücke füllen, die es heute in Sachen Finanzbildung noch gibt – unabhängig und neutral. Dann heißt es nicht länger: In der Schule lernt man fürs Leben, sondern mit der KI lernt man fürs Leben.

Testen Sie unsere Künstliche Intelligenz

Probieren Sie Q.Ai  aus – und schicken Sie uns Ihre Kritik, Ihre Fragen und Ihre Anregungen an schmidt@quirinprivatbank.de.

1 Wissen über Finanzen und Geldanlage: Wenn Banker Schüler unterrichten (wiwo.de)
2 Verbraucherumfrage: Finanzbildung an Schulen reicht nicht aus | Verbraucherzentrale Bundesverband
3 BMF-Monatsbericht Mai 2024 - OECD-Bestandsaufnahme zur Finanzbildung in Deutschland (bundesfinanzministerium.de)
4 Wissen über Finanzen und Geldanlage: Wenn Banker Schüler unterrichten (wiwo.de)
5 Wissen über Finanzen und Geldanlage: Wenn Banker Schüler unterrichten (wiwo.de)
6 Wissen über Finanzen und Geldanlage: Wenn Banker Schüler unterrichten (wiwo.de)


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Über den Autor
Karl Matthäus Schmidt

Karl Matthäus Schmidt ist Gründer und CEO der Quirin Privatbank. Er ist Banker in sechster Generation und revolutionierte bislang dreimal den deutschen Bankenmarkt. Mit 25 Jahren gründete er den ersten Onlinebroker Deutschlands, Cortal Consors, den er nach dem Börsengang an eine französische Großbank verkaufte. 2006 brachte er Deutschlands erste unabhängig beratende Bank, die heutige Quirin Privatbank, auf den Markt. Sie verzichtet auf die Annahme von Provisionen und kann Anlegerinnen und Anleger deshalb unabhängig beraten. 2013 gründete Schmidt den ersten Robo-Advisor Deutschlands, quirion, um allen Menschen einen Zugang zu einer guten und günstigen Geldanlage zu ermöglichen. Seine Vision ist es, mehr Menschen in Deutschland zu besseren Anlegern zu machen. Als Vorstand verantwortet er unter anderem die Bereiche Privatkundengeschäft und Anlagemanagement, außerdem ist er Aufsichtsratsvorsitzender der quirion AG. Der gebürtige Franke ist verheiratet, Vater von fünf Kindern und lebt in seiner Wahlheimat Berlin und Brandenburg.

Hören Sie passend zum Thema unseren Podcast „klug anlegen“

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