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Janine Pentzold (Unternehmenskommunikation): Herzlich willkommen, liebe Zuschauerinnen und Zuschauer, zu „Best of Schmidts Tagebuch“. Weihnachten steht kurz bevor. Allerhöchste Zeit also für uns, einmal auf das Jahr zurückzuschauen. Welche Themen waren wichtig, welche Tagebücher kamen besonders gut an? Und bei „Schmidts Tagebuch“ darf natürlich einer nicht fehlen: Herzlich willkommen, Karl Matthäus Schmidt, Vorstandsvorsitzender der Quirin Privatbank und Autor von „Schmidts Tagebuch“, wie es der Name schon sagt. Karl, schön, dass du da bist.
Karl Matthäus Schmidt: Hallo, Janine, ich freue mich auch.
JP: Karl, die meisten Bankentürme stehen in Frankfurt am Main. Wir sitzen aber heute hier am Ku’damm. Wie kommt das?
KMS: Also, erst mal ist die Bank ganz einfach hier in Berlin gegründet worden. Aber wir fühlen uns hier auch sehr wohl, wir sind ja eine innovative Bank, die vieles anders macht als herkömmliche Banken. Sie verzichtet auf Provisionen, berät unabhängig, und deshalb fühlen wir uns in der innovativen Stadt Berlin sehr wohl. Hier gibt es ja viele FinTechs, viele Unternehmen, die ganz neue Dinge machen, und da passen wir gut her.
JP: Eine andere Bank, die in diesem Jahr für viel Furore gesorgt hat, ist die UniCredit. Sie wird wahrscheinlich die Commerzbank übernehmen. Dazu hattest du auch ein Tagebuch geschrieben und dich entsprechend geäußert zu dem Thema. Das war auch sehr, sehr beliebt bei unseren Leserinnen und Lesern und wurde nur von einem Thema getoppt, das noch besser ankam, und zwar „Aktien ade? Wie Sie Ihren Enkelkindern und Kindern jetzt helfen können“. Worum ging es denn in diesem Tagebuch, Karl?
KMS: Wir haben ja schon die Herausforderung, dass die Deutschen Aktienmuffel sind, aber letztlich bringt der weltweite Kapitalmarkt eine ordentliche Rendite. Und gerade wenn man für die nächste Generation oder gar für die Enkelkinder Geld sparen möchte, gibt es eigentlich nichts Besseres als einen Sparplan mit überwiegend Aktien. Deswegen hat mich das sehr gefreut, dass unsere Kundinnen und Kunden dieses Thema wichtig finden. Und ich hoffe, dass das ein Thema ist, das dann an Weihnachten auch unter dem Weihnachtsbaum liegt bei vielen Enkelkindern, denn wer früh anfängt zu sparen, der kann dann doch ein ordentliches Vermögen entstehen lassen.
JP: Stimmt. Eine schöne Geschenkidee, liebe Zuschauerinnen und Zuschauer. Ein weiteres sehr beliebtes Tagebuch war „Achtung, faule Ostereier!“ aus der Reihe „Was Anlegerinnen und Anleger getrost weglassen können“. Was können sie denn weglassen?
KMS: Ja, das ist ein sehr spannendes Thema. Das wird übrigens auch oft der „Via negativa“-Weg genannt. Wir haben dazu ein Tagebuch gemacht, aber ich habe das auch in meinem Buch „Geld im Glück“ thematisiert. Denn der Anlageerfolg kommt auf der einen Seite natürlich daher, dass man richtig investiert, in unserem Sinne weltweit, global. Aber auch, und ich glaube, das können viele Kundinnen und Kunden nachvollziehen, indem man Dinge weglässt, die am Ende Vermögen kaputt machen. Da denke ich an Beteiligungsmodelle, an Hedgefonds, aber auch an Private Equity, wo eben erwiesen ist, dass es keine Rendite bringt, und wo eben auch viele schlechte Produkte existieren. Und deshalb sich zu konzentrieren auf das, was Rendite bringt, nämlich den globalen, weltweiten Aktienmarkt, das ist das Ding, das ich empfehle.
JP: Aktien sollten jetzt auch das erste Mal für die private Altersvorsorge staatlich gefördert werden. Es gab entsprechende Pläne von Christian Lindner, das Altersvorsorgedepot lag auf dem Tisch. Dort ist es jetzt erst mal wieder verschwunden mit dem politischen Abgang von Herrn Lindner. Was heißt das denn für die finanzielle Vorsorge der Menschen?
KMS: Na, erst mal nichts Gutes. Ich glaube, das wäre schon ein großer Gamechanger in Deutschland gewesen. Das hat auch die Erfahrung in anderen Ländern gezeigt, dass, wenn eine staatlich geförderte Altersvorsorge kommt, viele Menschen sich mit diesem Thema beschäftigen und dann sinnvollerweise auch anfangen zu sparen. Deswegen bin ich natürlich sehr enttäuscht, auch im Sinne der deutschen Kundinnen und Kunden, dass die Lindner-Rente, wie man sie genannt hat, nicht kommt. Was heißt das? Ja, man muss selber was tun. Aber ich bin trotz alledem sehr positiv, dass wir dieses Gesetz am Ende vielleicht mit einer Verzögerung dann mit der neuen Regierung doch bekommen werden. Also von der Seite her: Wir brauchen so was, Sparen im Depot ist einfach sinnvoll fürs Alter und ich freue mich, wenn die neue Regierung das Thema wieder aufgreift.
JP: Das wäre auf jeden Fall wünschenswert. Du hast es gerade schon gesagt, Karl, Aktien sind wichtig. Früher bei Consors hast du selber den Aktienhandel erstmals im Internet ermöglicht, heute machen wir das ganz anders: Investition statt Spekulation. Und wenn wir mit Kunden sprechen, dann sprechen wir zuallererst über deren Ziele und Wünsche und gar nicht über Performance. In vielen anderen Banken wird zuerst über die Rendite gesprochen. Warum ist es bei uns anders?
KMS: Ich habe vor kurzem einen Interessenten getroffen, der hatte mit drei Banken gesprochen. Es ging nur um Anlagekonzepte, um Rendite. Und die entscheidende Frage, was eigentlich der Kunde mit seinem Geld machen möchte – denn Geld soll ja am Ende dem persönlichen Glück dienen –, die wurde nicht gestellt. Deswegen ist es wichtig, mit einem weißen Blatt Papier zu starten in der Beratung, und das tun wir eben, indem wir erst mal die Wünsche, die Vorstellungen der Kunden aufnehmen und natürlich auch das Vermögen, um dann am Ende einen Vermögensplan zu erstellen. Denn der eine möchte vielleicht kürzer arbeiten, möchte früher in Rente gehen, der andere träumt von einer Ferienwohnung, der Dritte möchte Geld vererben, weil er sagt, ich habe genug und muss mich mit diesem Thema mal beschäftigen. Also, die Vorstellungen der Menschen sind eben sehr unterschiedlich, und das müssen wir erst verstehen und darauf basierend einen Plan entwickeln. Deshalb ist es so wichtig, erst mal mit den Vorstellungen der Menschen anzufangen.
JP: Du hast es gerade schon gesagt: Eines dieser Themen kann auch das Vererben sein. Dazu haben wir kürzlich eine Studie gemacht, die medial für viel Furore gesorgt hat. Eines der zentralen Ergebnisse war, dass 71 Prozent der Deutschen noch nicht mal ein Testament haben. Hat dich dieses Ergebnis überrascht?
KMS: Also, ich fand diese Studie wirklich sehr spannend und das Ergebnis hat mich überrascht. Das, was wir in den letzten Wochen und Monaten gelernt haben, ist, dass das Thema Vererben in vielen Fällen noch nicht wirklich durchdacht ist, dass aber auch ganz neue Situationen entstehen für Menschen, die erben. Und beide Themen sind für uns als Bank identifiziert, wir wollen dort auch fachlich im Jahr 2025 unseren Kunden viel besser zur Seite stehen. Deswegen hat diese Studie bewirkt, dass das wirklich ein Fokusthema für das Jahr 2025 bei uns sein wird.
JP: Karl, du bist dreifacher Unternehmensgründer, du bist fünffacher Familienvater, du bist Vorstand dieser Bank, du bist Herausgeber von „Schmidts Tagebuch“, du bist Podcaster – und jetzt bist du auch noch Autor von „Geld im Glück“. Bist du nicht ausgelastet? Oder wie kam es zu der Idee?
KMS: Es war eine Idee, die schon länger im Raum stand, für die wir uns aber nie Zeit genommen haben – sozusagen die Neuaufstellung der Bank, dass wir mehr und besser beraten wollen, also eine höhere Beratungsqualität an den Tag legen, indem wir eben nicht nur die Wünsche und Ziele der Kunden aufnehmen, sondern daraus Vermögenspläne für unsere Kunden entwickeln mit unserem neuen Tool Q-Navigator.
Das war für mich der Anlass zu sagen: Lasst uns das auch mal niederschreiben, damit die Menschen verstehen, und wir haben in diesem Buch, glaube ich, sehr spannende Kundenanekdoten und Geschichten, wir haben auch ein bisschen mein Leben dort verarbeitet, aber vor allem, was wichtig ist, dass Geld am Ende nur Mittel zum Zweck ist und unseren Kundinnen und Kunden ein glückliches Leben bescheren soll. Wir haben versucht, das alles in das Buch zu packen. Und ich freue mich natürlich, wenn wir auch im Kundenkreis viele Leserinnen und Leser haben.
JP: Glücklichsein ist ein wichtiges Stichwort, Karl. 2024 war alles in allem wieder recht turbulent. Es liegen noch viele Herausforderungen vor uns. Wie wichtig ist denn in solchen Zeiten Optimismus? Auch dazu hast du ein Tagebuch geschrieben. Was hat Optimismus mit Geldanlage zu tun?
KMS: Also, erst mal glaube ich, dass es wichtig ist, optimistisch im Leben zu sein, dann fallen Dinge manchmal doch viel einfacher. Aber auch in Bezug auf die Geldanlage ist es aus meiner Sicht ganz wichtig, weil wir in Deutschland jetzt keine gute Phase haben. Wir sprechen über Deindustrialisierung, dass es wirtschaftlich bergab geht, wir sehen hier in der Nähe einen Krieg zwischen Russland und der Ukraine. Also, das kann schon ein bisschen auf die Stimmung schlagen, aber man muss das bei der Geldanlage einfach auch mal zur Seite schieben, denn weltweit gibt es viele Länder, die weiter wachsen, wo Menschen sich Wohlstand erschaffen wollen. Und das bewirkt eben Unternehmertum. Und Unternehmertum heißt am Ende Aktien. Deswegen entstehen neue Aktiengesellschaften, entsteht neues wirtschaftliches Leben. Und davon kann man profitieren, wenn man weltweit anlegt. Das ist ja unser Credo, mal rauszugucken, nicht nur in Deutschland sich mental zu befinden, sondern auch den Optimismus der Welt mitzubekommen und das eben in sein Depot zu tun. Dann entsteht eine positive Rendite.
JP: Karl, Weihnachten steht vor der Tür. Was steht auf deinem Wunschzettel?
KMS: Für uns war das ein spannendes und turbulentes Jahr in der Quirin Privatbank, weil wir viele Dinge neu auf den Weg gebracht haben. Da ist Weihnachten dann auch die Zeit, wo man zur Ruhe kommt und wo man die Familie genießt – das möchte ich vor allem tun. Und nach Weihnachten geht es in den Schnee nach Südtirol, da freue ich mich ganz besonders darauf, weil ich schon ein bisschen ein Winterkind bin. Ich mag Schnee und deswegen wird das eine schöne Zeit, ruhig, im Schnee und die Berge genießen, also einfach mal ein bisschen erholen.