Ich habe heute mal eine kleine Schätzaufgabe mitgebracht: Was glauben Sie, welchen Platz belegt Deutschland unter den 20 Ländern mit dem höchsten Pro-Kopf-Geldvermögen?
Platz 4?
Platz 9?
Platz 12?
Leider weit gefehlt, nichts davon trifft zu. Deutschland landet abgeschlagen hinter vielen europäischen Nachbarn, aber auch hinter Ländern wie den USA oder Taiwan auf Platz 19.
Diese Platzierung stammt aus dem Global Wealth Report der Allianz[1], vor wenigen Tagen habe ich in der WELT einen Artikel dazu gelesen. Und ich war – mal wieder – schockiert. Wie Sie wissen, bin ich schon so lange in dem Geschäft und doch gibt es immer wieder Zahlen, die mich aus den Socken hauen, wenn ich das mal so salopp formulieren darf.
Die Deutschen – also Sie, ich, wir alle – verfügen im Durchschnitt über ein Vermögen von 63.540 Euro pro Kopf. Das klingt auf den ersten Blick gar nicht so schlecht, doch schon bei einem genaueren zweiten Blick und einem einfachen Langzeitüberschlag wird schnell klar: Damit kommt man oder frau in Sachen Altersvorsorge und finanzielle Absicherung im Zweifel nicht lange hin. So weit, so schlecht.
Und wie sieht es in anderen Ländern aus, wer belegt die Plätze vor Deutschland? Dort tummeln sich viele europäische Nachbarn – sie alle bringen es auf mehr Pro-Kopf-Vermögen als wir. Ein Italiener hat im Schnitt 69.340 Euro, die Menschen in Großbritannien verfügen pro Kopf über 88.380 Euro, die Schweden sogar über 116.060 Euro. Das ist im Vergleich zu uns schon erheblich mehr, doch die Spitzenplätze verbuchen noch deutlich höhere Vermögen: So verfügt ein Däne über 163.830 Euro, ein Schweizer über 238.780 Euro und geführt wird die Rangliste von den USA. Ein Amerikaner besitzt im Schnitt sage und schreibe 253.450 Euro und damit fast viermal so viel Vermögen wie wir Deutschen.
Und auch wenn es gerade in Ländern wie den USA eine enorme Ungleichverteilung gibt – wenige Menschen haben sehr viel Vermögen und viele Menschen haben im Schnitt deutlich weniger –, sind die Zahlen beeindruckend. Man könnte auch sagen: Schön für Amerika, schlecht für uns. Was ist da schiefgegangen, was sind die Ursachen dafür, dass wir beim Pro-Kopf-Vermögen so weit hinten liegen, dass wir im Vergleich zu anderen Nationen deutlich weniger Vermögen aufbauen? Hier kommt eine ganze Reihe an verschiedenen Ursachen zusammen – und zwei von diesen schauen wir uns jetzt genauer an.
Ursache 1: Mangelndes Finanzwissen
Ein enormes Problem und eine der wesentlichen Ursachen für diese sehr weit auseinandergehenden Pro-Kopf-Vermögenswerte ist die mangelnde Finanzbildung in Deutschland, insbesondere das mangelnde Wissen um die Funktionsweise und die Chancen der weltweiten Aktienmärkte. Das geht in der Schule los, und auch viele Elternhäuser können die dort entstehenden Lücken nicht ausgleichen. In vielen Schulen ist Wirtschaft gar kein Unterrichtsfach. Wird es doch unterrichtet, dann ist die Haltung vieler Lehrer (nicht aller, das möchte ich hiermit betonen) im besten Falle kritisch-skeptisch, im schlechtesten Falle ist der Kapitalismus als etwas Böses komplett verschrien. Die Chancen, die mit Geldanlagen am Kapitalmarkt verbunden sind, werden demnach viel zu selten thematisiert. Wer nach der Schule nicht gerade Wirtschaft studiert oder sich aus eigener Motivation finanziell bildet, hat das Nachsehen, das zeigt auch der Report der Allianz. Je höher die Finanzbildung, desto höher die erzielte Rendite.
Das hängt damit zusammen, dass eine höhere Bildung das Wissen um die Chancen des Kapitalmarktes umfasst. Wer mehr weiß, investiert anders, baut anders Vermögen auf, legt es anders an. Und das zahlt sich aus.
Ursache 2: Die Wahl der Sparform
Maßgeblich dafür, wie viel Vermögen ich im Laufe meines Lebens aufbaue, ist neben vielen anderen Faktoren wie Einkommen, Lebenshaltungskosten, finanziellen Verpflichtungen etc. die Wahl der Spar- bzw. Anlageform. Es ist kein Geheimnis, dass die Deutschen nicht die allergrößten Aktienfans sind, die Amerikaner hingegen sehr wohl. Es ist kein Zufall, dass in den USA deutlich mehr Vermögen aufgebaut wird – die Faszination und die Begeisterung für den Kapitalmarkt ist eng verbunden mit dem amerikanischen Traum: Jeder kann es vom Tellerwäscher zum Millionär schaffen, und wenn nicht durch die Gründung des eigenen Unternehmens, dann zumindest über die Partizipation am Aktienmarkt.
Ein Vermögen wächst aus zwei Quellen: den Sparbemühungen und den Wertsteigerungen. Die Wertsteigerungen fallen je nach Sparform ganz unterschiedlich aus: In Nordamerika haben sie in den letzten 20 Jahren durchschnittlich 62 Prozent zum jährlichen Vermögenszuwachs beigetragen, in Westeuropa nur 37 Prozent. Den Rest mussten die Europäer durch das eigene Sparen aufbringen, sprich durch Konsumverzicht, nicht nur, aber auch weil die Chancen der Kapitalmärkte ungenutzt blieben, anders als in den USA. Kurzum: Die Amerikaner lassen ihr Geld (an den Kapitalmärkten) für sich arbeiten, während wir eher für unser Geld arbeiten.
Weitere Gründe – und was tun?
Es gibt
Doch auch jeder und jede Einzelne von uns kann in seinem oder ihrem eigenen Interesse ein paar Stellschrauben drehen, um zu mehr Vermögen zu kommen. Jeder hat es selbst in der Hand – und ja, gerade auch für Menschen, die vielleicht jeden Euro zweimal umdrehen müssen, sind diese Überlegungen wichtig. Ein gezielter Vermögensaufbau ist nicht schwer, niemand muss selbst Experte sein, sondern nur ein paar Grundregeln kennen.
Grundregeln für einen erfolgreicheren Vermögensaufbau
Entscheidend ist es, den weltweiten Aktienmarkt für den langfristigen Vermögensaufbau – egal, wie groß oder klein das eigene Vermögen ist – als den Renditetreiber schlechthin zu erkennen und zu nutzen. Dabei sollte aber nicht einfach auf verschiedene Einzelaktien, sondern auf ein möglichst breit gestreutes Portfolio gesetzt werden. Zwei weitere zentrale Faktoren sind die Kosten – diese sollten möglichst niedrig sein – und die Zeit. Wenn Sie so früh wie möglich anfangen, Vermögen aufzubauen – und sei es nur mit 20 Euro monatlich – hat das Geld viele Jahre Zeit, für Sie zu arbeiten, und das zahlt sich am Aktienmarkt langfristig immer aus. Und das ist es auch schon, was es zu beachten gilt.
Sie haben es oben gelesen: Wir Deutschen praktizieren einen höheren Konsumverzicht als viele andere Staaten, kommen aber trotzdem durchschnittlich auf weniger Vermögen, weil wir falsch anlegen. Das muss nicht sein. Wir haben es weitgehend selbst in der Hand, uns oder auch anderen – Freunden, Familie, Bekannten – mehr Finanzwissen beizubringen und die Wahl unserer Sparformen zu überdenken. Viele Länder weltweit zeigen uns, wie es geht: Lassen Sie die Märkte für sich arbeiten – und nicht andersherum. Nicht für eine bessere Platzierung Deutschlands im internationalen Pro-Kopf-Vergleich, sondern einzig und allein für Ihre persönliche finanzielle Freiheit.
Autor: Karl Matthäus Schmidt, Vorstandsvorsitzender der Quirin Privatbank und Gründer von quirion
Wie wir mit unserem Anlagekonzept dazu beitragen können, dass Sie zu einem möglichst großen persönlichen Vermögen kommen oder die finanziellen Ziele erreichen, die Ihnen wichtig sind, das erzählen wir Ihnen gerne bei einer Tasse Tee oder Kaffee – kommen Sie gerne vorbei, wir freuen uns auf Ihren Besuch.
[1] Allianz Global Wealth Report 2023
Disclaimer/rechtliche Hinweise
Der Beitrag ist mit größter Sorgfalt bearbeitet worden. Er enthält jedoch lediglich unverbindliche Analysen und Erläuterungen. Die Angaben beruhen auf Quellen, die wir für zuverlässig halten, für deren Richtigkeit, Vollständigkeit und Aktualität wir aber keine Gewähr übernehmen können. Die Informationen wurden einzig zu Informations- und Marketingzwecken zur Verwendung durch den Empfänger erstellt und können keine individuelle anlage- und anlegergerechte Beratung ersetzen.
Die Informationen stellen keine Anlage- Rechts- oder Steuerberatung, keine Anlageempfehlung und keine Aufforderung zum Erwerb oder zur Veräußerung dar. Die Vervielfältigung und Weiterverbreitung ist nicht erlaubt. Kein Teil darf (auch nicht auszugsweise) ohne unsere ausdrückliche vorherige schriftliche Genehmigung nachgedruckt oder in ein Informationssystem übertragen oder auf irgendeine Weise gespeichert werden, und zwar weder elektronisch, mechanisch, per Fotokopie noch auf andere Weise.