Aussteigen oder nicht?
Das ist jedoch nicht die erste Aktienmarktkrise – und mit absoluter Sicherheit nicht die letzte. Oft werde ich in turbulenten Marktphasen wie diesen gefragt: Herr Schmidt, sollte ich jetzt nicht lieber schnell aussteigen und meine Schäfchen noch ins Trockene bringen? Die Antwort ist immer dieselbe: Nein, zumindest nicht, um besser durch die Krise zu kommen. Denn genau dieser Versuch gelingt nicht, nie. Ich habe es schon so oft erlebt – meist erwischen Anlegerinnen und Anleger noch einen halbwegs passablen Ausstiegszeitpunkt, schaffen aber fast nie den Wiedereinstieg. Sie stehen an der Seitenlinie und können bei den Aufwärtsbewegungen der sich erholenden Märkte nur zuschauen, weil sie den Wiedereinstieg verpassen. Wer in fallenden Märkten aussteigt, legt sich selbst ein Ei, wenn ich das mal so salopp und der Saison angepasst sagen darf.
Achtung vor faulen Ostereiern!
Gerade in turbulenten Marktphasen ist die Sehnsucht nach Stabilität groß – die Stunde derer hat geschlagen, die jetzt mit Garantiezertifikaten und Absicherungsstrategien locken. Verzichten Sie darauf, fallen Sie nicht darauf rein – das sind in der Regel faule Ostereier, die Ihnen nichts bringen als unnötige Kosten.

Die Flucht nach vorn
Gerade wenn es heiß hergeht und viel Unsicherheit im Markt herrscht, ist es klug, die Flucht nach vorn anzutreten. Sie haben einen monatlichen Sparplan? Dann stocken Sie ihn auf. Fallen die Kurse weiter, kaufen Sie mit monatlichen Sparraten günstig ein. Steigen die Kurse, dann gleicht sich das mit der Zeit aus. Dieser sogenannte Cost-Average-Effekt macht, dass Sie in turbulenten Zeiten mehr Anteile für den immer gleichen Sparbetrag bekommen. So kann man sich die unruhige Zeit zunutze machen, auf lange Sicht lohnt sich das doppelt und dreifach.
Es ist ein bisschen wie beim Ostereierfärben: Wenn Sie sich trauen, mehr Farbe ins Wasser zu geben, dann wird das Ergebnis intensiver. Übertragen auf Ihre Geldanlage heißt das: Wenn Sie heute beherzt investieren, während andere zögern, in vermeintlich sichere Anlagen flüchten oder Aktienanlagen gar verkaufen, kann das morgen den Unterschied machen – und Ihnen ganz besonders knallige Ostereier im Depot bescheren.
Vertrauen und Disziplin sind gefragter denn je
Natürlich braucht es dazu Disziplin und Vertrauen. Vertrauen in die Märkte, die sich historisch immer wieder erholt haben. Zugegeben, das ist mit einem Mann wie Donald Trump dieser Tage herausfordernd, aber Sie schaffen das. Weiten Sie Ihren Blick, schauen Sie aufs lange Ende und nicht aufs kurze. Vertrauen Sie auf Ihre Anlagestrategie, die langfristig ausgerichtet ist. Und auf Ihr Wissen, dass Ruhebewahren mehr bringt als emotionale Entscheidungen und trügerische Sicherheitsversprechen.
Lassen Sie sich keine faulen Eier ins Nest legen!
Denn eines ist sicher: Die wirklich faulen Eier im Depot sind selten die Kursschwankungen. Es sind Produkte mit überhöhten Kosten und intransparenten Strukturen oder das vorschnelle Umschichten in die vermeintliche Sicherheit, wenn es draußen stürmt. Wer sich davon leiten lässt, hat vielleicht kurzfristig ein besseres Gefühl – langfristig aber weniger vom Kuchen.
Deshalb mein Appell an Sie, liebe Leserinnen und Leser: Lassen Sie sich nichts ins Nest legen, was dort nicht hingehört: keine faulen Kompromisse, keine Garantieprodukte, keine voreiligen Entscheidungen. Setzen Sie stattdessen auf Strategie, Weitblick – und haben Sie den Mut, gerade in unruhigen Zeiten konsequent investiert zu bleiben. So sorgen Sie dafür, dass Sie sich nicht nur auf den Osterhasen freuen können, sondern auch auf Ihr Depot im nächsten Jahr.