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Der MSCI World ist (k)eine Anlagestrategie?

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Wer am Kapitalmarkt anlegen will, fährt am besten, wenn er oder sie das Geld möglichst breit investiert. Sie, liebe Leserinnen und Leser meiner Tagebücher, können wahrscheinlich schon ein Lied davon singen, weil ich Ihnen das – gefühlt – in nahezu jeder Ausgabe ans Herz lege. 

Immer wieder höre oder lese ich in diesem Zusammenhang, dass beispielsweise eine Investition in den bekannten internationalen Aktien-Index MSCI World (Morgan Stanley Capital International World Index) als Grundlage für ein solch breit aufgestelltes Aktienportfolio eigentlich ausreichend sei. Sprich: Man müsse nur einen entsprechenden ETF kaufen, dann wäre man als Anleger auf dem richtigen Weg, um die Erträge der Aktienmärkte zu „ernten“. Und gerade deshalb sei der MSCI World nicht nur für gestandene Anleger, sondern auch für Einsteiger zum Depotaufbau und für Sparpläne bestens geeignet.

Ein globale diversifiziertes Aktienportfolio ist wie eine Erntemaschine

Das ist jedoch nur zur Hälfte richtig. Schauen wir uns den MSCI World doch einmal genauer an. Auf den ersten Blick klingen die knapp 1.600 im Index abgebildeten Aktien1 und deren Marktkapitalisierung von rund 49 Billionen Euro sehr beeindruckend – und fühlen sich durchaus nach breiter Marktabdeckung an. Auf den zweiten Blick zeigt sich aber recht schnell und deutlich, warum ein Investment in diesen Index allein eben noch keine möglichst breit diversifizierte Anlage bedeutet. 

Lassen sie mich an dieser Stelle noch einmal ein klein wenig ausholen, denn die herausragende Bedeutung einer solchen möglichst breiten Streuung für den Aktienanleger kann gar nicht oft genug betont werden. Im Grunde ist es am erstrebenswertesten, ein Portfolio aus allen weltweit verfügbaren Aktien zusammenzustellen, wobei der wertmäßige Anteil jeder Aktie genau dem wertmäßigen Anteil der Aktie am gesamten Markt (d. h. ihrer sogenannten Marktkapitalisierung) entspricht. Man spricht hier auch vom Marktportfolio. Es ist deshalb so erstrebenswert, weil es wissenschaftlich klar erwiesen ist, dass es kein anderes Portfolio gibt, das diesem hinsichtlich seines Verhältnisses aus zu erwartender Rendite und zu erwartendem Risiko überlegen ist. Für eine in die Zukunft gerichtete Anlageentscheidung (und keine andere gibt es!), die grundsätzlich in Unsicherheit getroffen werden muss, also ohne sichere Kenntnisse über zukünftige Ereignisse und entsprechende Kursverläufe, lässt sich also keine Anlagestrategie finden, die im Erwartungswert bessere Anlageergebnisse verspricht als das Marktportfolio.

Ziel einer jeden Aktienstrategie muss also sein, das globale Marktportfolio so exakt wie möglich abzubilden – und das gelingt mit dem MSCI World eben nur sehr unzureichend.

MSCI World – ein Index mit Unwuchten

Ein wichtiger Aspekt ist hierbei die Gewichtung der abgebildeten Länder. So besitzen US-Aktien im MSCI World einen Anteil von rund 68 Prozent. Klar ist: Den USA gebührt aufgrund ihrer überragenden wirtschaftlichen Bedeutung ein hoher Stellenwert in einem Aktienportfolio.

In den USA findet sich eine hohe Konzentration stark wachsender und höchst innovativer Unternehmen. Kein Wunder also, dass sehr viel Kapital nach Übersee strömt und für eine hohe Marktkapitalisierung im globalen Vergleich sorgt. Ein Zwei-Drittel-Gewicht, wie wir es im MSCI World vorfinden, ist aber einfach zu viel des Guten. Es spiegelt nicht die tatsächliche Kapitalverteilung am globalen Aktienmarkt wider, was auch daran liegt, dass Schwellenländer mit ihrer wachsenden Bedeutung für die Weltwirtschaft in diesem Index gar nicht vorkommen.

Gewichtung der Länder im MSCI Worldaus dem Gleichgewicht – Einzelne Länder sind zu stark gewichtet, so liegt der Anteil der USA bei knapp 68 Prozent

Eine weitere Schlagseite zeigt sich mit Blick auf die Aktienmarktsegmente, die notwendig sind, um dem erwähnten globalen Marktportfolio möglichst nahe zu kommen. Der MSCI World Index ist stark auf die sogenannten Standardwerte (große Unternehmen mit sehr hoher Marktkapitalisierung) fokussiert und bildet dieses Segment auch gut ab. Für eine möglichst exakte Abbildung des Marktportfolios und somit zur Erreichung eines möglichst optimalen zu erwartenden Verhältnisses aus Rendite und Risiko braucht es aber mehr als das. Dafür erforderliche Aktienmarktsegmente wie Value (unterbewertete Aktien mit hoher Substanz), Niedrigvolatilität (Aktien mit in der Vergangenheit relativ niedrigen Schwankungen) und Momentum (Aktien mit in der Vergangenheit relativ starker Kursdynamik) sind im MSCI World im Vergleich zum globalen Gesamtmarkt unzureichend berücksichtigt. Die für ein optimales Rendite-Risiko-Verhältnis ebenfalls wichtigen Small Caps (Aktien kleinerer Unternehmen) fehlen im MSCI World sogar gänzlich.  

Daraus ergeben sich diverse Verzerrungen bzw. unnötige Risiken. Dazu zählt, dass der MSCI World derzeit übermäßig in Aktien mit Technologieanstrich gewichtet ist. Allein die fünf top-gewichteten Aktien im Index (Apple, Microsoft, Amazon, Alphabet (Google) und Facebook) sind allesamt Aktien mit starkem Technologiebezug und vereinen allein auf sich einen Anteil von stattlichen knapp 14 %. Tech-Werte waren in jüngerer Vergangenheit die Zugpferde der Weltbörsen. Damit ist der MSCI World im Prinzip eine Art Wette auf eine auch weiterhin starke Performance solcher Werte. Wenn der Wind hier einmal stärker dreht (was über kurz oder lang der Fall sein dürfte), dann sind Anleger mit dem MSCI World zu großen Risiken ausgesetzt.

Die relativ starke Konzentration des Index wird auch durch die Tatsache verdeutlicht, dass das Gewicht der Top 10 Aktien mit gut 18 % fast ein Fünftel des Gesamtgewichts ausmachen.

Warum der MSCI World keinrepräsentativer Weltindex ist – Nachteile des MSCI World

Ist der MSCI World ein „Schummel-Index“?

Ich würde aber trotzdem nicht so weit gehen, den MSCI World als „Schummel-Index“ zu bezeichnen, wie es die Süddeutsche Zeitung2 im vergangenen Jahr getan hat. Denn: Der Index, der am 31. Dezember 1969 mit 100 Basispunkten startete, ist schlichtweg nicht als allgemeine Grundlage für das Vermögensmanagement konstruiert worden, wird heute aber oft als solche verkauft. Und das ist aus Anlegersicht irreführend. Der Index selbst kann nichts dafür, wenn Ratgeber und Anlageplattformen entsprechende einzelne ETFs als Allheilmittel empfehlen. 

Es ist also vielmehr zu kritisieren, wenn allein der MSCI World und die entsprechenden Produkte als vermeintlich optimale Lösung für den Depotaufbau auf ein Podest gestellt werden. Man kann den Weltaktienmarkt schlichtweg nicht mit einem einzelnen Produkt kaufen. Um sich einem wirklich sinnvoll diversifizierten Portfolio zu nähern, reicht es nicht, auf einen oder wenige Standardindizes zu setzen. Fundierte Auswertungen belegen, dass einzelne Indizes immer ungewollt und unkontrolliert wechselnde Schwerpunkte bilden. In der Konsequenz bleiben wichtige Renditequellen außen vor und es bilden sich unnötige „Klumpenrisiken“.  

Portfolio von Experten zusammenstellen lassen

Das heißt im Umkehrschluss, für ein optimales Depot sollte man auf mehrere Indizes und auf eine möglichst breite Streuung setzen. Bei der Zusammenstellung ist der Rat von Experten unverzichtbar, auch wenn Medienberichte mit dem Verweis darauf, einfach den MSCI World zu kaufen, genau das Gegenteil suggerieren. Ein Portfolio zusammenzustellen, dass dem globalen Marktportfolio so weit wie möglich entspricht, ist alles andere als trivial. Und es gibt im Zuge der Vermögensanlage einige wichtige Fragen zu klären, für die es in der Regel einen erfahrenen Berater oder eine Beraterin braucht: Welches Ziel verfolge ich mit meiner Anlage? Welche Strategie ist die richtige, um dieses Ziel zu erreichen? Wie finde ich die Strategie, die zu meiner Renditeerwartung und zu meinem Risikoappetit passt? Am besten wenden Sie sich deshalb an eine unabhängige Fachfrau oder einen unabhängigen Fachmann, die bzw. der Sie losgelöst von Provisionsinteressen bei der Beantwortung dieser Fragen unterstützt und so das passende Portfolio mit Ihnen zusammenstellt.  

Die Renditeerwartung und die Risikotoleranz zusammen mit dem Anleger vernünftig in Einklang zu bringen, ist dabei eine genauso anspruchsvolle Aufgabe wie die darauffolgende Produktauswahl. In der kaum mehr zu überschauenden Vielfalt aller möglichen Anlageinstrumente kann man sich – wenn man auf eigene Faust ein Depot zusammenstellt – leicht einmal verirren, selbst wenn man einzelne Aktien, aktiv gemanagte Fonds und Zertifikate nicht berücksichtigt und sich nur auf ETFs konzentriert. Allein davon gibt es in Deutschland mittlerweile schon mehr als 1.500.

Eine Daueraufgabe

Die Arbeit rund um ein möglichst breit diversifiziertes Portfolio ist außerdem nicht mit einem Mal erledigt. Denn schließlich bewegen sich die Kurse der Portfoliokomponenten ständig. Damit aber verändern sich die Gewichte schnell so, dass sie der gewählten Strategie und dem Anleger-Profil nicht mehr entsprechen. Deshalb zählt auch das sogenannte „Rebalancing“ zu einer wichtigen Aufgabe in einem professionellen Anlagemanagement. Mindestens einmal im Jahr – bei größeren Kursverwerfungen auch häufiger – sollten die Aktien- und Anleihequoten wieder auf das ursprüngliche, aus gutem Grund gewählte Maß zurückjustiert werden. Das Rebalancing und die daran beteiligten Anleihen erwähne ich hier auch deshalb ganz bewusst, weil Anleihen als Risikopuffer bei der Kapitalmarktanlage eine wichtige Rolle spielen. In den wenigsten Fällen sind Anleger so risikobereit, Ihr Vermögen ausschließlich am Aktienmarkt anzulegen.

So funktioniert Portfolio-Rebalancing

MSCI World ist gut, unsere Vermögensverwaltung ist besser

Und was kann ich als Anleger nun ganz konkret tun, wenn der MSCI World allein nicht reicht? Es gibt viele Wege, die nach Rom führen. Der, den wir unseren Kundinnen und Kunden anbieten, ist eine maximal breit gestreute Vermögensverwaltung, die kostengünstig über ETFs in weltweit mehr als 12.000 Unternehmen investiert. Damit decken wir knapp 99 Prozent der globalen Marktkapitalisierung ab, der MSCI World schafft das nur zu rund 75 Prozent. Unsere Vermögensverwaltung schließt „Klumpenrisiken“ und unerwünschte Unwuchten damit systematisch aus und ist für Sie, liebe Leserinnen und Leser, im Handling so einfach wie der Kauf eines einzelnen Fonds.

Vergleich des MSCI World mit der Vermögens-verwaltung „Markt“ der Quirin Privatbank

Unsere Anlagestrategie arbeitet wie eine „Erntemaschine“ und sammelt sämtliche an den internationalen Kapitalmärkten vorhandenen Renditen in effizienter Weise und unter Ausschluss unnötiger Risiken für Sie ein. Dieses Prinzip können Sie sowohl für die Anlage bereits vorhandener Vermögen wie auch für den Vermögensaufbau – beispielsweise via Sparplan – nutzen. Und ja, diese Dienstleistung kostet etwas. Aber wie sagt man so schön: Nichts ist umsonst – oder wie meine Großmutter schon zu sagen pflegte: „Was nix kostet, taugt auch nix!“

Autor: Karl Matthäus Schmidt, Vorstandsvorsitzender der Quirin Privatbank und Gründer von quirion

 

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Disclaimer/rechtliche Hinweise

Der Beitrag ist mit größter Sorgfalt bearbeitet worden. Er enthält jedoch lediglich unverbindliche Analysen und Erläuterungen. Die Angaben beruhen auf Quellen, die wir für zuverlässig halten, für deren Richtigkeit, Vollständigkeit und Aktualität wir aber keine Gewähr übernehmen können. Die Informationen wurden einzig zu Informations- und Marketingzwecken zur Verwendung durch den Empfänger erstellt und können keine individuelle anlage- und anlegergerechte Beratung ersetzen.

Die Informationen stellen keine Anlage- Rechts- oder Steuerberatung, keine Anlageempfehlung und keine Aufforderung zum Erwerb oder zur Veräußerung dar. Die Vervielfältigung und Weiterverbreitung ist nicht erlaubt. Kein Teil darf (auch nicht auszugsweise) ohne unsere ausdrückliche vorherige schriftliche Genehmigung nachgedruckt oder in ein Informationssystem übertragen oder auf irgendeine Weise gespeichert werden, und zwar weder elektronisch, mechanisch, per Fotokopie noch auf andere Weise.

 

1 MSCI Factsheet (https://www.msci.com/documents/10199/178e6643-6ae6-47b9-82be-e1fc565ededb), Stand 31.7.2021
2 https://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/etf-geldanlage-msci-world-1.5019539 (kostenpflichtig)

 

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