Wenn sich ein Jahr dem Ende entgegenneigt, bricht im Gegenzug die Zeit der Jahresrückblicke an. Traditionell steht hierbei das politische Weltgeschehen im Fokus. Gerne lässt man das Jahr aber auch bezogen auf bestimmte Schwerpunkte – kulturell, sportlich, wirtschaftlich – Revue passieren. Und auch an den Kapitalmärkten ist es guter Brauch, zu bilanzieren, was einem das Jahr beschert hat.
Im Jahr 2022 war in der Hinsicht allerdings Tristesse angesagt. Es gab merkliche Rückschläge sowohl auf der Aktien- als auch auf der Anleiheseite.
Das lief in diesem Jahr erfreulicherweise anders – vor allem dank der Aktienmärkte. Stand Mitte Dezember lieferte ein sinnvoll gestreuter internationaler Aktienmix für das Gesamtjahr 2023 (in Euro gerechnet) immerhin zweistellige prozentuale Vermögenszuwächse.
Das beweist einmal mehr, dass das jeweils aktuelle Marktumfeld nicht unbedingt ausschlaggebend für die Entwicklung der Aktienbörsen im selben Zeitraum ist. Denn speziell das Anlagejahr 2023 war von einer ganzen Reihe an Unsicherheits- und Belastungsfaktoren geprägt:
All das haben die Aktienmärkte – wenig empathisch, wie sie zugegebenermaßen sind – im Jahresverlauf besser abgeschüttelt als von vielen erwartet. Die Märkte insgesamt waren also offenbar zuversichtlicher, als es die Lage eigentlich vermuten ließ. Unverhofft kommt eben oft.
Ähnliches gilt übrigens auch, wenn man die Betrachtung auf die letzten Jahre ausdehnt. Bereits seit 2018 kämpfen die Märkte mit diversen Krisen. Von vielen wahrscheinlich schon vergessen, war auch 2018 ein sehr unbequemes Aktienjahr, geprägt von Rezessionsängsten, den Handelsstreitigkeiten zwischen den USA und China und vom Brexit. 2020 und 2021 befanden sich die Börsen im Bann von Corona.
Dennoch fällt auch die Aktienmarktbilanz seit 2018 erfreulich aus. Trotz der geballten Krisen konnten mit einer breit gestreuten internationalen Aktienanlage in den sechs Jahren von 2018 bis Ende 2023 im Schnitt rund 7 % p. a. (brutto) erzielt werden, was einem Vermögenszuwachs von immerhin rund 50 % entspricht. Der Jahreswert von 7 % entspricht in etwa der Durchschnittsrendite, die sich auch auf Basis von deutlich längeren Zeitreihen ergibt (z. B. auf Basis variierender 10-, 20- oder 30-Jahres-Zeiträume).
Zur Wahrheit gehört aber auch, dass Anlegerinnen und Anlegern, die gegen Ende 2021 in den Aktienmarkt eingestiegen sind, bislang kein Anlageerfolg beschert wurde. Doch selbst im Falle eines – ja erst in der Rückschau erkennbaren – ungünstigen Einstiegszeitpunktes sollte man sich nicht aus der Ruhe bringen lassen. Letztlich hat es sich immer wieder gezeigt, dass es das Beste ist, Anlageentscheidungen unabhängig vom weltpolitischen und wirtschaftlichen Tagesgeschehen zu treffen. Das abgelaufene Börsenjahr ist ein schlagkräftiges Argument dafür, auch bei einer äußerst unerfreulichen Nachrichtenlage investiert zu bleiben bzw. nicht vor einer Neuanlage oder Aufstockung zurückzuschrecken. Das gilt auch für den Fall, dass die Kurse bereits relativ weit oben stehen, wie es derzeit bei einigen maßgeblichen Aktienindizes der Fall ist. Für Aktienkäufe ist es nie zu spät und auf lange Sicht nivellieren sich auch ungünstige Einstiegszeitpunkte.
Fazit für Ihre Vermögensanlage
Die Kapitalmärkte sind oft widerstandsfähiger, als viele glauben. Dabei spielt Zuversicht eine große Rolle – die Zuversicht, dass die (Welt-)Wirtschaft nach zwischenzeitlichen Schwächen immer wieder auf einen spürbar ansteigenden Wachstumspfad zurückkehrt.
Wir sind überzeugt, dass es auch diesmal wieder so sein wird. Themen wie Nachhaltigkeit oder Künstliche Intelligenz bergen für viele Wirtschaftsbereiche hohes Wachstumspotenzial und wie so oft werden wir in einigen Jahren wahrscheinlich auch über Wachstumstreiber reden, die heute noch niemand auf der Rechnung hat. Auch das wird die Aktienmärkte stützen.
Nach der schönen Bescherung an den Kapitalmärkten und hoffentlich auch im Kreis Ihrer Liebsten wünschen wir Ihnen ein erfreuliches und vor allem gesundes neues Jahr.
Autor: Prof. Dr. Stefan May, Leiter Anlagestrategie und Produktentwicklung der Quirin Privatbank
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