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Anleihen: Totgesagte leben länger!

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Anleihen bzw. Zinsanlagen im Allgemeinen waren für Anlegerinnen und Anleger über viele Jahre hinweg wenig attraktiv – das hat sich mittlerweile gründlich geändert. Nach langen Jahren der (Zins-)Tristesse, in denen Bondinvestorinnen und -investoren nicht selten sogar zuzahlen mussten, statt Rendite[1] zu vereinnahmen (Stichwort: Negativrenditen), sind die Anleihezinsen in den letzten Monaten kräftig gestiegen. Selbst vergleichsweise sichere Anleihen von soliden Staaten und Unternehmen bieten mittlerweile wieder Renditen deutlich oberhalb der Nulllinie. Aber nicht nur das spürbar gestiegene Renditeniveau spricht dafür, der Anlageklasse „Anleihen“ mehr Beachtung zu schenken.

Zunächst ein kurzer Blick zurück

Vor dem Hintergrund der damaligen Finanz- und Euro-Staatsschuldenkrise und der sehr niedrigen Inflationsraten (bis hin zur Deflation) – speziell im Euro-Raum – senkte die Europäische Zentralbank (EZB) in den Jahren 2008 bis 2016 mehrfach den Leitzins (von 4,25 auf 0 %). Daneben hat die EZB weitere geldpolitische Maßnahmen zur Krisenbewältigung ergriffen, die zum extrem niedrigen allgemeinen Zinsniveau im Euro-Raum beitrugen. Dazu zählen beispielsweise die beiden großvolumigen Anleihe-Ankaufprogramme „APP“ (Asset Purchase Programme) und „PEPP“ (Pandemic Emergency Purchase Programme). Letzteres wurde im März 2020 aufgelegt, um den negativen Auswirkungen der Corona-Pandemie auf die Wirtschaft des Euro-Raums entgegenzuwirken.[2]

All diese Maßnahmen sorgten dafür, dass die Zinsen zwischenzeitlich in den freien Fall übergingen. Das Ganze gipfelte dann am 9. März 2020 in einem historischen Renditetiefststand der für die europäischen Anleihemärkte richtungweisenden 10-jährigen Bundesanleihe: -0,9 % (!). Aktuell (Stand: 08.08.2023) liegt die Rendite bei +2,5 %, nachdem die EZB im Juli 2022 eine abrupte Kurswende vollzog. Auslöser waren die zwischenzeitlich aus dem Ruder gelaufenen Inflationsraten, die sich aktuell immer noch auf einem zu hohen Niveau halten.

Um ihrer wichtigsten Aufgabe – der Wahrung der Geldwertstabilität – nachzukommen, hat die EZB den Leitzins innerhalb eines Jahres gleich neunmal erhöht: von 0 auf aktuell 4,25 %. Die US-Notenbank Fed hat seit März 2022 ihre Leitzinsspanne sogar elfmal heraufgesetzt: von 0 bis 0,25 % auf aktuell 5,25 bis 5,50 %. Beide Notenbanken eint ein Ziel: der Inflation den Garaus zu machen.

Auch wenn die Konsumenten unter den stark gestiegenen Preisen für Energie, Dienstleistungen und Lebensmittel leiden, gibt es zumindest bei der Geldanlage einen positiven Nebeneffekt: Mit den Leitzinsen ist auch die Rendite, die sich mit Anleihen (und Zinsanlagen im Allgemeinen) erzielen lässt, gestiegen – und zwar signifikant.

Hohe Inflation beendet zinslose Zeiten

Wie geht es nun weiter mit den Zinsen?

Wie sich die Anleiherenditen zukünftig entwickeln werden, dürfte vorrangig vom weiteren Verlauf der Inflationsraten und damit eng verbunden von der weiteren Vorgehensweise der großen Notenbanken abhängen. Die entscheidende Frage, die sich in diesem Zusammenhang stellt: Wie weit müssen die Leitzinsen noch erhöht werden, um die hartnäckige Inflation zu besiegen und dabei möglichst keine Bruchlandung der Konjunktur zu riskieren? Denn die gestiegenen Zinsen schlagen sich auch auf der Kreditseite nieder. Die höheren Kreditkosten dämpfen die Kreditnachfrage der Haushalte und Unternehmen, was in der Folge die konjunkturelle Entwicklung bremst.  

Wie viele Expertinnen und Experten glauben auch wir, dass der weitaus größte Teil der Leitzinserhöhungen inzwischen hinter uns liegt. Folglich dürfte sich auch ein weiterer allgemeiner Renditeanstieg in engen Grenzen halten. Wir halten es sogar für denkbar, dass die Anleiherenditen im Verlaufe der zweiten Jahreshälfte wieder leicht zurückkommen. Was veranlasst uns zu dieser Annahme?

Die Wirtschaft kühlt sich derzeit spürbar ab. In Deutschland droht für das Gesamtjahr 2023 sogar eine Rezession. Die Folge: Umsätze und Gewinne der Unternehmen gehen zurück und Einsparungen bzw. Entlassungen drohen oder wurden teilweise bereits vorgenommen. Investitionen unterbleiben oder werden zumindest zeitlich verschoben. Das verringert insgesamt die Nachfrage und in der Folge auch den Aufwärtsdruck bei der Inflation. Das wiederum mindert für die Zentralbanken den Druck, bei den Leitzinsanhebungen nachzulegen. Der Leitzinsgipfel ist somit nicht mehr fern oder vielleicht sogar schon erreicht. Die EZB hält sich diesbezüglich zwar noch bedeckt, die nächste EZB-Sitzung am 14. September dürfte aber für mehr Klarheit sorgen.

Allerdings steht die Europäische Zentralbank (und andere Notenbanken) noch vor einer weiteren großen Herausforderung: Die beiden bereits erwähnten Anleihe-Ankaufprogramme („APP“ und „PEPP“) haben zu einer gewaltigen Aufblähung der EZB-Bilanz geführt. Die anspruchsvolle Aufgabe besteht nun darin, den riesigen angesammelten Anleihebestand (insgesamt rund 5 Bio. €) sukzessive durch Verkäufe abzuschmelzen, ohne dass dies zu Turbulenzen an den Finanzmärkten führt. Wir sind zuversichtlich, dass der EZB dieser schwierige Balanceakt gelingen wird, auch wenn er etliche Jahre in Anspruch nehmen dürfte.

Aufgeblähte EZB-Bilanz

Insgesamt lässt sich also festhalten, dass sich das Umfeld für Anleiheinvestments deutlich aufgehellt hat.

Warum überhaupt Anleihen?

Oberste Prämisse bei der Geldanlage hat bekanntermaßen die breite Streuung der Investments. In einem ausgewogenen Depot braucht es in aller Regel auch Anleihen, weil diese im Schnitt weniger stark schwanken als Aktien. Auch wenn im historisch schlechten Anleihejahr 2022 davon keine Rede sein konnte, ändert das nichts an der grundsätzlichen Richtigkeit dieser Feststellung. Wer sich also mit dem teils heftigen Auf und Ab eines reinen Aktienportfolios unwohl fühlt, kann seinen Anleiheanteil so weit erhöhen, dass der daraus resultierende Mix aus Aktien und Anleihen seinem individuellen Risikoprofil entspricht. Diese Vorgehensweise lässt sich übrigens im Rahmen einer Vermögensverwaltung sehr leicht ohne großen Aufwand umsetzen.

Die Sinnhaftigkeit von Anleiheinvestments bringt folgende (vereinfachte) Kurzformel auf den Punkt: Aktien sorgen für die Renditechancen und Anleihen bilden den Stabilitätsanker im Depot. Letzteres gilt übrigens unabhängig vom gerade vorherrschenden Zinsniveau. Aber wenn der „Stabilitätsanker“ obendrein noch ordentlich Zinsen abwirft – wie aktuell –, ist das natürlich umso besser. Dann können Anleihen auch zu einem eigenständigen Renditefaktor werden.

Anleihen werfen mittlerweile wieder ansprechende Renditen ab

Anlegerinnen und Anleger wurden derart schnell aus der Nullzinswelt katapultiert, dass vermutlich noch nicht alle richtig realisiert haben, dass Anleihen gerade jetzt ein interessantes Investment sind. Denn: Steigen die Leitzinsen – wie zuletzt in schneller Abfolge geschehen –, bieten Emittenten von neu ausgegebenen Anleihen höhere Zinskupons, sprich regelmäßige Zinszahlungen. Papiere mit niedrigerem Zins, die bereits auf dem Markt sind, verlieren gegenüber den neuen, höher verzinsten Anleihen auf den ersten Blick an Attraktivität. Ein besonderer Mechanismus sorgt jedoch dafür, dass die älteren Anleihen nicht zum Ladenhüter werden.

Der Trick: Die Kurse der alten Anleihen sinken, im Umkehrschluss steigt deren Rendite und gleicht sich jener der neuen Papiere an. Für ältere Anleihen kassieren Anlegerinnen und Anleger zwar teils deutlich niedrigere Zinsen als für neu ausgegebene Anleihen. Da sie die alten Anleihen jedoch (teils deutlich) unter 100 % am Markt erwerben, entsteht bei Fälligkeit ein Kurs- bzw. Rückzahlungsgewinn, da die Tilgung immer zu 100 % erfolgt. Dank der auf diese Weise gestiegenen Renditen können selbst ältere Anleihen für Anlegerinnen und Anleger attraktiv sein. Zur Erinnerung: Die Anleiherendite errechnet sich aus Kuponhöhe, Rückzahlungsgewinn (bei Kauf unter 100 %) bzw. -verlust (bei Kauf über 100 %) und Restlaufzeit.

Unseres Erachtens bieten neben soliden Staatsanleihen auch hochqualitative Unternehmensanleihen (sog. „Investment-Grade-Anleihen“ – Rating AAA bis BBB-) derzeit gute Chancen. Die meisten der als Anleiheschuldner fungierenden Unternehmen sind widerstandsfähig, solide finanziert und können dank ihres etablierten Geschäftsmodells gut mit schwächeren Wachstumsraten umgehen. Was Unternehmensanleihen momentan vor allem interessant macht: Sie bieten einen spürbaren Renditeaufschlag ggü. sicheren Staatsanleihen mit vergleichbaren Restlaufzeiten.

Deutlich erhöhte Renditeniveaus
Das Benotungssystem für Anleiheschuldner

Sonderfall inverse Zinsstruktur

Bei verzinslichen Geldanlagen gilt im Normalfall, dass die Zinssätze bzw. Renditen mit der Anlagedauer steigen. Anlegerinnen und Anleger erhalten quasi eine höhere „Entschädigung“ dafür, dass sie länger auf das Geld verzichten. Außerdem kann ein höherer Zinssatz auch als zusätzliche Prämie für das auf längere Sicht größere Ausfallrisiko einer Anleihe angesehen werden.

Aktuell stellt sich die Situation an den Rentenmärkten allerdings anders dar: Kürzer laufende Anleihen rentieren höher als Langläufer. Man spricht in diesem Zusammenhang von einer „inversen Zinsstruktur“. Eine inverse Zinsstruktur ist in einer Volkswirtschaft die Ausnahme. Sie war in der Vergangenheit ein recht zuverlässiger Indikator für eine aufziehende Rezession sowie tendenziell wieder rückläufige Renditen.

Die dahinterliegende Logik ist folgende: Da Investorinnen und Investoren mit einer kommenden Rezession rechnen, erwarten sie auf absehbare Zeit wieder sinkende Leitzinsen, mit denen die Zentralbanken dem wirtschaftlichen Abschwung begegnen wollen. Und sinkende Leitzinsen gehen üblicherweise mit sinkenden Anleiherenditen einher – und im Umkehrschluss mit steigenden Anleihekursen. Vor allem Großinvestoren stecken daher aktuell vermehrt Geld in langlaufende Zinspapiere, um sich das jetzige Zinsniveau längerfristig zu sichern. Das lässt in der Folge die Kurse der langlaufenden Papiere steigen und deren Rendite sinken.

Zinsstrukturkurve

Eine inverse Zinsstruktur hat für Anlegerinnen und Anleger durchaus positive Aspekte: Man muss nicht zwangsläufig in langlaufende Anleihen investieren, weil auch kurz- bis mittelfristig laufende Papiere ansprechende Renditen abwerfen können. Und sollte es tatsächlich zu einer Rezession kommen, dürfte das vermutlich zu weiter rückläufigen Inflationsraten führen.

Wann genau sich die aktuell inverse Zinsstruktur wieder normalisieren wird, ist schwer vorherzusagen. Sie wird aber nicht ewig Bestand haben und sich letztlich wieder auflösen. Spätestens wenn die Notenbanken angesichts einer stärkeren Konjunktureintrübung bzw. weiter fallender Inflationsraten die Leitzinsen wieder senken, dürften die kurzfristigen Anleiherenditen und auch die aktuell recht hohen Tages- und Festgeldzinsen ins Rutschen geraten. Von daher ist es überlegenswert, größere Beträge, die ggf. derzeit im Festgeld geparkt werden, zumindest teilweise in Anleihen umzuschichten, um sich die aktuell recht hohen Zinsen auch für einen längeren Zeitraum (und nicht nur für kurze Zeit) zu sichern.

Inflation nagt an der Anleiherendite

Auch wenn die Inflationsraten zuletzt auf dem Rückzug waren, bewegen sie sich noch immer auf einem vergleichsweise hohen Niveau – in Deutschland lag die Teuerung zuletzt bei 6,2 %. Das Unerfreuliche aus Anlegersicht: Liegt die Inflationsrate über der jeweiligen Anleiherendite, verliert das investierte Vermögen real an Wert. Die Realrendite ergibt sich aus der Anleiherendite abzüglich der aktuellen Preissteigerungsrate.

Inflation auf dem schleichenden Rückzug

Dass die Realrendite bei Anleiheinvestments in den meisten Fällen – trotz der gestiegenen Zinsen – immer noch negativ ist, wird oft als K.-o.-Kriterium für ein Investment ins Feld geführt. Hierbei gilt es jedoch zwei Aspekte zu berücksichtigen: Durch die mit Anleihen erzielbaren Renditen wird der negative Effekt der hohen Inflation deutlich abgemildert. Entscheidend bei einem heutigen Anleihekauf ist zudem nicht die derzeitige Höhe der Inflation, sondern vielmehr die durchschnittliche Höhe während der Haltedauer der Anleihe.

Beim Kauf einer Anleihe wird die jährliche Rendite bis Endfälligkeit festgezurrt (wenn nicht vorher verkauft wird). Die Inflationsrate hingegen unterliegt bis zur Rückzahlung der Anleihe teils heftigen Schwankungen. Überspitzt formuliert: Wie hoch die Inflation aktuell ist, kann jemandem, der jetzt Anleihen kauft, im Prinzip egal sein. Man investiert schließlich von heute an für in der Regel einige Jahre. Wie hoch die reale Rendite dieses Investments ausfällt, hängt ausschließlich davon ab, wie hoch die Inflationsrate in dieser Zeit im Schnitt sein wird. Und wir können uns durchaus vorstellen, dass bei einem heutigen Kauf einer mehrere Jahre laufenden Anleihe am Fälligkeitstag unter dem Strich eine positive Realrendite steht (aufgrund weiter rückläufiger Teuerungsraten in den nächsten Monaten).

Auch für Anleiheinvestments gilt: streuen, streuen, streuen

Wenn es darum geht, die Idee eines Anleiheinvestments in die Praxis umzusetzen, ist die breite Streuung genauso essenziell wie bei Aktien. Der Streuungsaspekt bezieht sich auf zweierlei Facetten: Anzahl Anleihen verschiedener Schuldner und Berücksichtigung unterschiedlicher Anleiheklassen.

Streuung nach Anzahl der Anleihen: Es dürfte einleuchtend sein, dass bei einem Portfolio, welches aus einer Vielzahl von Anleihen unterschiedlicher Schuldner aus verschiedensten Branchen besteht, ein Ausfall einiger weniger Anleihen – den man nie gänzlich ausschließen kann – nur einen recht überschaubaren negativen Einfluss auf das Gesamtergebnis hat. Ganz anders bei einem individuell zusammengestellten Anleihedepot, das beispielsweise nur 10 oder 20 Einzelinvestments umfasst. Sollten hier auch nur eine oder gar mehrere Anleihen notleidend werden, hätte das gravierend negative (Performance-)Folgen für das Gesamtdepot. Eine breite Streuung bieten beispielsweise Anleihe-ETFs, die nicht selten mehr als 1.000 unterschiedliche Bonds beinhalten und obendrein noch kostengünstig sind.

Hinzu kommt: Gerade bei Unternehmensanleihen sind bei kleinerem Budget die Möglichkeiten einer breiten Streuung eng begrenzt. Das liegt zum einen daran, dass viele Bonds erst ab einem Mindestbetrag von 100.000 € handelbar sind, was zu viel ist, um sich ein breit gestreutes Depot zusammenzubauen. Hintergrund: Die Begebung großvolumiger Anleihen ist prospektfrei und folglich für den Emittenten mit geringerem Kosten- und Zeitaufwand verbunden, wenn eine Mindestanlage von 100.000 € bzw. eine entsprechende Anleihestückelung vorgesehen ist.

Zudem sorgt eine in 2018 in Kraft getretene EU-Verordnung (mit dem kryptischen Kürzel „PRIIP“[3]) dafür, dass etliche Firmenanleihen für private Investorinnen und Investoren mittlerweile nicht mehr erwerbbar sind. Im Kern geht es um Folgendes: Weist eine Anleihe spezielle Ausstattungsmerkmale[4] auf, muss der Emittent ein separates Basisinformationsblatt („BIB“) dafür zur Verfügung stellen, was relativ aufwändig ist. Gibt es dieses nicht (was in der Praxis oft der Fall ist), wird die Anleihe von der Bank mit einer Kaufsperre für Privatanlegerinnen und Privatanleger versehen.

Wie nachteilig sich Mindestordergrößen und EU-Regulierungswut auswirken, verdeutlicht folgende Zahl: Per Ende 2021 waren 84 % (!) der an der Börse Stuttgart notierten Unternehmensanleihen (insgesamt rund 10.700) für Privatanlegerinnen und Privatanleger schlichtweg nicht erwerbbar. Die Börse Stuttgart ist einer der führenden Börsenplätze für Private beim Handel mit Anleihen. Das Gute: Mit Anleihe-ETFs können Sie Mindestordergröße und PRIIP-Verordnung problemlos umschiffen – und obendrein dem Streuungsaspekt hinreichend Rechnung tragen.

Streuung nach Anleiheklassen: Das Grundgerüst eines Anleiheinvestments sollten risikoarme Anleihen bilden, sprich Bonds mit einer kurz- bis mittelfristigen Laufzeit und guter Schuldnerbonität. Darüber hinaus liefert die systematische Investition in wesentliche Werttreiber des Anleihemarktes langfristig auch einen spürbaren Beitrag zur Rendite der gesamten Anlagestrategie. Die hierbei in Betracht kommenden Anleihen runden ein Anleihedepot ab.

Zu den erwähnten Werttreibern zählen wir langlaufende Anleihen. Wie bereits erwähnt, bieten sie im Regelfall eine höhere Rendite als vergleichbare Anleihen mit kürzerer Restlaufzeit („Laufzeitprämie“). Sie reagieren allerdings auch kursmäßig stärker, wenn sich das allgemeine Zinsniveau ändert – im positiven wie im negativen Sinne. Der zweite Werttreiber bietet eine sog. „Bonitätsprämie“: Anleihen mit vergleichsweise hohen Renditen („High-Yield-Bonds“) weisen im Gegenzug eine schwächere Bonität („Non-Investment-Grade“) und somit ein höheres Ausfallrisiko auf. Gerade bei Letzteren ist eine breite Streuung unabdingbar.

Deutlich erhöhtes Renditeniveau

Ein gut strukturiertes Anleiheportfolio mit überwiegend risikoarmen Anleihen und einer Beimischung von langlaufenden Staatsanleihen sowie High-Yield-Bonds wirft mittlerweile wieder eine ansehnliche durchschnittliche[5] Ablaufrendite ab – im Bereich von immerhin gut 4 % p. a.     

Fazit

Anleihen sind ein unverzichtbarer Bestandteil im Kontext einer ausgewogenen Vermögensaufteilung – bilden sie doch in den meisten Fällen einen „Stabilitätsanker“ gegenüber den deutlich schwankungsfreudigeren Aktien. Angesichts des spürbar gestiegenen Zinsniveaus über alle Anleihesegmente hinweg können sie diese Ankerfunktion nun deutlich besser wahrnehmen als in den zurückliegenden, weitgehend zinslosen Jahren. Zudem bieten sie mittlerweile – speziell für den Fall eines wieder rückläufigen allgemeinen Zinsniveaus – zusätzliche Renditechancen durch Kursgewinne.  

Auch bei Anleihen sollte unbedingt dem Aspekt der breiten Streuung Rechnung getragen werden, vor allem wenn es um Unternehmensanleihen geht. Bei der praktischen Umsetzung lauern jedoch – wie geschildert – einige Fallstricke. Die Justierung der Anleihegewichtung im Depot – in Abhängigkeit vom individuellen Risikoprofil – und eine möglichst breite Streuung der Anleiheinvestments lassen sich daher am besten im Rahmen einer Vermögensverwaltung umsetzen. Jetzt ist sicherlich nicht der schlechteste Zeitpunkt, um das in die Wege zu leiten.

Autor: Prof. Dr. Stefan May, Leiter Anlagestrategie und Produktentwicklung der Quirin Privatbank, unter besonderer Mitwirkung von Andreas Naujeck (Senior Analyst Investmentkommunikation)

 

Anleihen feiern nach der ewig anmutenden Niedrigzinsphase ein Comeback. Selbst als sicher geltende Anleihen bieten mittlerweile wieder mehr als 3 % Rendite pro Jahr. Welche Besonderheiten am Anleihemarkt aktuell zu beachten sind – auch mit Blick auf spezielle Marktsegmente – und was das konkret für die Geldanlage bedeutet, können Sie in akustischer Form hier abrufen:

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