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Magnificent 7 – Fluch und Segen zugleich

Prof. Dr. Stefan May
,
Leiter Anlagestrategie und Produktentwicklung
6
Minuten

Im letzten Logbuch hatten wir die herausragende Bedeutung der sogenannten „Magnificent 7“ für die Aktienmarktentwicklung der letzten Jahre erläutert. Zu diesen „Glorreichen 7“ zählen die Aktien der folgenden US-Technologieriesen: Alphabet (ehemals Google), Amazon, Apple, Meta (ehemals Facebook), Microsoft, Nvidia und Tesla.

Das Wichtigste in Kürze

  • Hinter der zuletzt sehr erfreulichen Wertentwicklung wichtiger Aktienindizes steckt vor allem eine Handvoll hochgewichteter Aktien („Magnificent 7“).
  • Solange deren rasanter Aufwärtstrend anhält, macht sich ihre hohe Indexgewichtung bezahlt, aber wehe, der Wind dreht sich.
  • Auch wenn es zwischenzeitlich Rendite kostet, sollte zur Risikoabfederung eine möglichst breite Aufstellung gewählt werden, die alle Facetten des Aktienmarktes umfasst.

Im Rahmen des erwähnten Logbuchs hatten wir uns auf den Risikoaspekt fokussiert. Denn infolge des kräftigen Kursanstiegs der Tech-Giganten ist deren Gewichtung in wichtigen Aktienindizes sehr stark angestiegen.

Dies bezieht sich sowohl auf regionale US-Aktienindizes (wie den S&P 500) als auch auf internationale Indizes (wie den beliebten MSCI World). Man kann in diesem Zusammenhang durchaus von einem erheblichen Risiko sprechen, denn der aktuelle Anteil der „Glorreichen 7“ am MSCI World Index liegt mittlerweile bei 23 % und der am S&P 500 sogar bei 32 %. Sollte sich daher die Tech-Rally einmal in ihr Gegenteil verkehren, werden die Kursrückgänge in Portfolios, die vorwiegend aus solchen Index-Investments bestehen, überproportional durchschlagen. Diese Art von (Klumpen-)Risiko lässt sich durch eine möglichst komplette Abdeckung des globalen Aktienmarktes zwar nicht gänzlich ausschalten, aber doch deutlich reduzieren.

Soweit zum „Fluch“, der mit der zuletzt starken „Gewichtszunahme“ der „Magnificent 7“ in bedeutenden Aktienindizes einhergeht. Auf der anderen Seite der Medaille zeigt sich aber (zumindest für den Moment) der „Segen“ in Gestalt der von diesen sieben Titeln in den letzten Jahren erbrachten überdurchschnittlichen Wertentwicklung.

Breitere Aufstellung senkt Risiken, kostete zuletzt aber Performance

Das regelrechte Kursfeuerwerk der Tech-Riesen ist auch der entscheidende Grund dafür, dass die Vermögensverwaltungs-Portfolios der Quirin Privatbank zuletzt hinter der Wertentwicklung eines einfachen weltweiten Aktienindexes zurückgeblieben sind. In der nachfolgenden Grafik finden Sie eine entsprechende Gegenüberstellung. Wir fokussieren uns an dieser Stelle ausschließlich auf den globalen Aktienmarkt – sprich auf unsere Vermögensverwaltungs-Strategie „Markt“, die zu 100 % aus Aktieninvestments besteht, also keine Anleihen beinhaltet. Als Vergleichsindex haben wir den „MSCI ACWI“ gewählt (ACWI steht für „All Country World Index“), der – analog zu unserer Aktienstrategie – auch die Schwellenländer mit abdeckt. Bei der Gegenüberstellung beschränken wir uns auf den Zeitraum der letzten vier Jahre, in denen wir die strukturelle Zusammensetzung des Aktienanteils unserer Strategie nicht verändert haben.1

Aktienindex versus Marktportfolio

Ziel unserer Portfoliokonstruktion ist es, den weltweiten Aktienmarkt und all seine Renditequellen so genau wie möglich ins Portfolio zu holen. Dafür müssen gezielt ausgewählte Segmente des Aktienmarktes (sog. „Faktoren“) berücksichtigt werden.

Bei diesen Faktoren handelt es sich neben den Standardwerten um Neben- und Substanzwerte sowie Momentum- und Niedrigvolatilitätstitel. Durch die zielgerichtete Kombination dieser fünf Faktoren erreichen wir eine maximale Annährung unserer Strategie an das theoretische Optimum eines wohlverstandenen globalen Marktportfolios, das tatsächlich den gesamten weltweiten Aktienmarkt erfasst. Dies führt zu einer konsequent prognosefreien Ausnutzung der Renditepotenziale bei gleichzeitiger Reduktion der Schwankungsanfälligkeit.

Nun wollten wir wissen, welcher Teil der in der Tabelle dargestellten Performanceunterschiede sich speziell auf die unterschiedlichen Gewichte der „Magnificent 7“ zurückführen lässt (aktuelles Gewicht der „Mag 7“ im ACWI = 21 %, in der „Markt-Strategie“ = 11 %). Das Ergebnis finden Sie in der nachfolgenden Tabelle. Sie zeigt für die jeweiligen Jahre den gesamten Performanceunterschied zwischen Index und „Markt“-Strategie und dann die Performancedifferenz, die auf die unterschiedliche „Magnificent-7“-Gewichtung zurückzuführen ist.

Die Zahlen verdeutlichen vor allem den folgenden Aspekt unserer Strategie: Insgesamt ist der Performanceunterschied zwischen Index und „Markt“-Strategie stark vom Übergewicht der „Magnificent 7“-Aktien im ACWI geprägt.

Dabei hat die „Markt“-Strategie ihre Stärke vor allem im schwierigen Aktienjahr 2022 ausspielen können, in dem vor allem Technologiewerte unter die Räder kamen. Das ist vor dem Hintergrund unserer bisherigen Erläuterungen aber vermutlich nicht wirklich überraschend: Wenn wir die Risiken in höherem Maße kontrollieren als ein Index, dann sollte auch die Wertentwicklung in Marktphasen besser sein, in denen diese Risiken tatsächlich zuschlagen.

Im Sinne von „Fluch“ und „Segen“ bedeutet das: Unsere bewusste Entscheidung, die Aktienportfolios unserer Kundinnen und Kunden noch deutlich stärker zu diversifizieren, als das in Indizes der Fall ist – wir sprechen auch von „echter“ Diversifikation –, bewirkt ein geringeres zu erwartendes Risiko. In Marktphasen, in denen das Risiko zuschlägt, wie 2022, macht sich das dann auch durch eine bessere Wertentwicklung bemerkbar. Gleichzeitig bedeutet dieses Mehr an Diversifikation aber auch, dass in Phasen, in denen Segmente besonders gut laufen, die in normalen Indizes ein starkes Übergewicht haben (wie eben derzeit die Magnificent 7), mit einer etwas geringeren Wertentwicklung gerechnet werden muss.

Fazit

  • Investorinnen und Investoren mit einem echt diversifizierten Portfolio verzichten in manchen Marktphasen bewusst auf Teile der Wertentwicklung, damit in schwächeren Marktphasen die Klumpenrisiken nicht zu stark durchschlagen.
  • Insgesamt jedoch ist das Verhältnis aus zu erwartender Rendite und zu erwartendem Risiko in einem wirklich breit diversifizierten Depot stets höher als in einzelnen Indizes.
  • Der „Renditetreibstoff“ Risiko wird effizienter genutzt – und das ist es letztlich, worauf es ankommt.

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Die Aktien der großen Tech-Konzerne – die sieben größten von ihnen werden als die „Glorreichen 7“ („Magnificent 7“) bezeichnet – klettern auf immer neue Kurshöhen. Ihr Gewicht in bedeutenden Aktienindizes nimmt dabei rapide zu. Anlegerinnen und Anleger schwanken zwischen Faszination und der Sorge vor einem kurz bevorstehenden Absturz der heiß gelaufenen Tech-Giganten. Vor diesem Hintergrund haben wir sie kürzlich in unserem Logbuch „Aktienmärkte im Bann der ‚Glorreichen Sieben“ einmal etwas näher unter die Lupe genommen.

1 Durch die strategische Anpassung unseres Aktienparts im Jahr 2020 haben wir eine noch stärkere Orientierung am gesamten globalen Aktienmarkt erreicht. Damit haben wir das Verhältnis aus erwartbarer Rendite und erwartbarem Risiko optimiert. Um nun die Performance unserer Aktienstrategie genau auf dieser Basis (und ohne Vermischung mit unserem vorherigen strategischen Ansatz) mit der Performance des MSCI ACWI zu vergleichen, beschränken wir uns auf die letzten 4 Jahre.

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Über den Autor
Prof. Dr. Stefan May

Prof. Dr. Stefan May ist als Leiter Anlagestrategie und Produktentwicklung seit 2014 bei der Quirin Privatbank tätig und hat jahrzehntelange Erfahrung in der Kapitalmarktpraxis. Er ist zudem seit rund 30 Jahren Professor für Finanzmarktanalyse und Portfoliomanagement an der Technischen Hochschule Ingolstadt (mittlerweile emeritiert). Prof. May hatte maßgeblichen Anteil an der Einführung unseres auf wissenschaftlichen Erkenntnissen der Kapitalmarktforschung basierenden Anlagekonzepts. Als Vorsitzender des Anlageausschusses der Bank ist er – gemeinsam mit dem Team der Vermögensverwaltung – nach wie vor für die fortlaufende Gestaltung und Optimierung der Anlagestrategien verantwortlich.

Hören Sie passend zum Thema unseren Podcast „klug anlegen“

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