Rund 4,5 Milliarden Euro pro Jahr könnten deutsche Anleger sparen, wenn sie ihr Vermögen in kostengünstige Kapitalmarktanlagen wie Aktien-ETFs investieren würden statt in überteuerte Aktienfonds.[1] Das ist eine echte Verschwendung von Volksvermögen – und damit auch von Wohlstand und Lebensqualität der Anleger.
Doch wie kommt das? Der größte Teil des deutschen Investmentfondsvermögens ist in Aktienfonds angelegt, die in der Regel aktiv gemanagt werden. Laut BVI betrug dieser Anteil Ende letzten Jahres 459 Milliarden Euro.[2] Die Aktivität dieser Fonds erstreckt sich vor allem auf den Versuch, durch gezielte Einzeltitelauswahl, möglichst optimales Timing und auf Basis von Prognosen eine Rendite zu erzielen, die möglichst nachhaltig über der Rendite vergleichbarer Aktien- bzw. Anleiheindizes liegt. Diese Versuche lassen sich die Fondsmanager in der Regel gut bezahlen. Gemessen am Ergebnis sind entsprechende Fonds aber oft unnötig teuer. Und diese Kosten fressen wiederum einen spürbaren Teil der Rendite auf. Gleichzeitig tragen sie entscheidend dazu bei, dass es aktiven Fonds in aller Regel eben gerade nicht gelingt, über einen längeren Zeitraum relevante Vergleichsindizes hinter sich zu lassen. Doch dazu später mehr.
Lassen Sie uns zunächst einen Blick auf all das werfen, was sich in einem Fonds grundsätzlich an Kosten verbergen kann – denn darüber wird meiner Meinung nach viel zu selten gesprochen.
Hohe Kosten schmälern den Anlageerfolg
Grundsätzlich können alle Fondsanlagen mit einer ganzen Reihe von Kosten verbunden sein:
So weit, so gut – oder eben auch nicht, da all diese Positionen den Anlageerfolg schmälern können.
Irritierende Gesamtkostenquote
Um verschiedene Fonds im Hinblick auf ihre Kostenstruktur besser miteinander vergleichen zu können, nimmt die Branche eine Kennzahl zur Hand, die Total Expense Ratio (TER). Das wird gemeinhin mit Gesamtkostenquote übersetzt – ein Begriff, der suggeriert, dass sämtliche Kosten inkludiert sind. Sind sie aber nicht. Im Gegenteil, einige ganz wesentliche Kostenkomponenten fehlen in der TER, weshalb sie für Laien irreführend sein kann.
Denn die fehlenden Kosten können ordentlich zu Buche schlagen. Allem voran die Transaktionskosten, die laut einer Studie des Petersmann Instituts[3] zwischen 0,01 und 1,97 Prozent betragen – per anno wohlgemerkt. Die Transaktionskosten entstehen durch fortlaufende Aktienan- und Aktienverkäufe in bestehenden Fonds. In der medialen Berichterstattung fallen sie oft hinten runter, wie zuletzt im Wirtschaftswoche-Artikel „Wenn der Fonds sich selbst bedient“ vom 19. Februar 2021. An sich ein guter Artikel, der viele wichtige Punkte thematisiert. Doch die Transaktionskosten kommen deutlich zu kurz. Das ärgert mich ein wenig, denn gerade den Medien kommt eine wichtige aufklärende Funktion für Anleger zu.
Auch die bei einigen Fonds anfallende Performancegebühr fehlt in der TER, obwohl sie oft mit 10 bis 25 Prozent der erzielten Überrendite (gegenüber dem Vergleichsindex) zu Buche schlägt.
Ebenfalls nicht eingerechnet in die TER ist der Ausgabeaufschlag, der zum Beispiel bei Aktienfonds oft bei einmaligen 3 bis 5 Prozent liegt und der in einigen europäischen Ländern – zu Recht – bereits verboten ist.
In Summe heißt das, dass auf die TER noch eine ganze Reihe von Kosten oben draufkommen. Von „total“ kann also keine Rede sein. Das Petersmann Institut ermittelt z. B. bei globalen Aktienfonds eine durchschnittliche TER von rund 2 Prozent und spricht davon, dass bei den erweiterten TER (TER plus Transaktionskosten) Sätze von 2,5 bis hin zu 3 Prozent per anno keine Seltenheit sind.[4]
Aktive Fonds ohne Mehrwert
All diese Kostenpositionen werden von aktiven Fondsmanagern oft damit gerechtfertigt, dass sie eben aktiv handeln, sprich Wertpapiere gezielt kaufen und verkaufen, um damit eine tolle Rendite für den Anleger zu erzielen. Lapidar heißt es dann oft: „Performance heilt alles.“ Das ist aber einfach Unsinn – und zwar aus folgenden Gründen:
Aktive Fondsmanager erzielen in aller Regel keine nachhaltige, also über einen längeren Zeitraum währende Überrendite, und wenn es ihnen doch einmal gelingt, dann ist ein solcher Erfolg unter statistischen Aspekten tatsächlich als zufällig einzustufen. Das wurde im Rahmen jahrzehntelanger Kapitalmarktforschung immer wieder wissenschaftlich belegt.
Neben den teils gravierenden Fondskosten ist für diese enttäuschende Bilanz vor allem die Tatsache verantwortlich, dass es den Fondsmanagern zu selten gelingt, günstige Ein- und Ausstiegszeitpunkte zu erwischen und eine vorteilhafte Einzeltitelauswahl vorzunehmen.
In der Praxis richten viele Anleger bei Anlageentscheidungen den Fokus nach wie vor stark auf den historischen Anlageerfolg eines aktiven Fonds und vernachlässigen dabei die Kostenaspekte. Der Schein der historischen Fondsrenditen ist dabei aber trügerisch. Denn so selbstverständlich es schon aus rein statistischen Gründen ist, dass es immer wieder Fonds gibt, die vor allem über eher kürzere Zeiträume hinweg sehr gute Ergebnisse erzielen, umso unwahrscheinlicher wird es im Zeitverlauf, dass sich dieser Erfolg fortsetzt. Anders ausgedrückt: Es gibt immer wieder Fondsmanager, die besser abschneiden als vergleichbare Indizes und bei denen dann hohe Kosten vermeintlich (!) vernachlässigbar sind. Im Zeitverlauf wechseln diese Favoriten aber ständig und völlig unvorhersehbar. Niemand kann letztlich, Stand heute, wissen, wer der Star-Fondsmanager von morgen ist. Wer das könnte, könnte auch den DAX-Stand vom Jahresende vorhersagen. Der Star von heute kann also der Tiefflieger von morgen sein und dann schmerzen die hohen Kosten doppelt.
Nettorenditen kaschieren die oft hohen Kosten
Wer einen genaueren Blick auf die Kostenseite werfen möchte – und das lege ich Ihnen aus genannten Gründen sehr ans Herz –, der sollte nicht nur auf die Nettorendite schauen, also das was am Ende an Ertrag aus Anlegersicht übrig bleibt, sondern auch auf die Bruttorendite, die Rendite vor allen Kosten. Die Differenz zwischen beiden sind die Kosten, die Sie als Anleger zahlen. Dass auf Fondsunterlagen oft nur die Nettorenditen bzw. nicht vollständige Kostenquoten ausgewiesen werden, erschwert Anlegern den Durchblick.
Gute Kosten, schlechte Kosten
Statt also überteuerte aktiv gemanagte Fonds zu kaufen, wie beispielsweise den globalen Aktienfonds Carmignac Investissement E EUR Acc, der laut der Petersmann-Studie öfter in den Bereich von 3 Prozent per anno erweiterter Gesamtkostenquote vorstößt, sollten Anleger einfach auf den Markt setzen – das bringt meist bessere Renditechancen zu deutlich geringeren Kosten. Realisiert werden kann das mit ETFs. Diese bilden kostengünstig einen Index nach und decken damit einen Teil des Marktes ab. So kann man sich die unnötigen – man könnte auch sagen: die schlechten – Kosten des aktiven Fondsmanagements sparen.
Unabhängige Beratung ist ihr Geld wert
Einen Teil der ersparten Kosten sollten Anleger stattdessen in eine gute unabhängige Beratung investieren. Der wesentliche Vorteil hierbei: Die Produkte werden unabhängig von möglicherweise lockenden Provisionen (die Banken für die Vermittlung von teuren aktiven Fonds erhalten) ausgesucht. Stattdessen sind Fakten wie die Qualität der Fondsgesellschaft, die Produktprüfung unter Einschluss aller tatsächlich anfallenden Kosten etc. entscheidend. Unterm Strich sparen Anleger damit im Vergleich zum herkömmlichen aktiven Management – trotz Beratungshonorar – immer noch eine Menge Geld. Zudem schafft die Beratung einen Mehrwert, indem sie Produkte und Strategien findet, die tatsächlich zur Situation des jeweiligen Kunden passen. Und unabhängige Berater können dem Kunden beistehen, wenn es an den Märkten mal turbulent zugeht. Das kann der teurere aktive Manager nicht leisten.
Weniger Kosten, mehr Rendite
Noch besser und zudem oft günstiger, als auf einzelne Fonds zu setzen, ist es, einen unabhängigen Vermögensverwalter zu beauftragen. So zahlen die Kunden der Quirin Privatbank in der Regel 1,28 Prozent per anno für die unabhängige Beratung und die Vermögensverwaltung plus 0,43 Prozent an Produktkosten (inkl. aller relevanten in diesem Beitrag genannten Kostenkomponenten). Damit landen sie bei insgesamt 1,71 Prozent per anno, was aber eben deutlich günstiger ist als der durchschnittliche aktiv gemanagte Fonds, wie die nachfolgende Grafik zeigt.
So kommt der Anleger, der auf kostengünstige ETFs und eine unabhängige Beratung setzt, bei einem Anlagevolumen von 200.000 Euro nach 10 Jahren auf ein um 30.000 Euro besseres Anlageergebnis – trotz Beratungshonorar.
Zudem ist es ein Unterschied, ob ich in eine Leistung investiere, die auf Dauer nachweislich keinen Mehrwert bringt (aktives Management) oder in eine unabhängige Beratung, die ganz neutral und ohne Provisionsanreiz die Produkte mit dem besten Preis-Leistungs-Verhältnis am Markt für mich als Anleger heraussuchen kann, mein Portfolio an neueste wissenschaftliche Erkenntnisse anpasst und mir in turbulenten Marktphasen mit Rat und Tat zur Seite steht.
Gesetzgeber trägt nicht zu mehr Transparenz bei
Große Hoffnungen in Sachen Kostentransparenz hatte ich vor einigen Jahren hinsichtlich der neuen Finanzmarktrichtlinie der EU, MiFID II – ich dachte, wow, jetzt kommt sie endlich, die volle Kostentransparenz für Anleger. Doch die Umsetzung in Deutschland ist so nachteilig für Anleger, dass das Gesetz nicht einem Verbraucherschutz-, sondern eher einem Bankenschutzgesetz gleichkommt. So müssen Banken zwar seit dem 1. Januar 2019 alle Kosten ex post und ex ante ausweisen, die mit einer Anlage verbunden sind. Oft finden sich diese Kostenausweise aber inmitten riesiger Dokumentationsberge, sie sind unübersichtlich und nicht immer eindeutig. Meiner Meinung nach hält der Gesetzgeber hier seine schützende Hand eher über die Provisionsindustrie, zu der die Fondsgesellschaften zählen, und lässt die Anleger im Regen stehen. Das ist bitter, aber umso wichtiger ist gute Aufklärungsarbeit.
Mit unabhängigem Rat mehr vom Renditekuchen
Deshalb empfehle ich Ihnen, liebe Leserinnen und Leser: Machen Sie unnötigen Kosten den Garaus. Lassen Sie sich nicht nur von einer tollen (historischen) Rendite blenden, sondern nehmen Sie bestehende Anlagen unter die Lupe und schauen Sie sich vor allem auch die Kostenstrukturen genau an. Denn die Rechnung ist ganz einfach: Bruttorendite minus Kosten gleich Nettorendite, also das, was Sie als Anleger als echten Vermögenszuwachs für sich verbuchen können. Je geringer die Kosten, desto mehr bleibt vom Kuchen für Sie übrig. Und wenn es Ihnen bei der Fülle an Kosten zu unübersichtlich wird, dann holen Sie sich unabhängigen Rat ein – am besten bei Ihrer Quirin Privatbank – denn wir haben Anleger schon unabhängig beraten, noch ehe das gesetzlich geregelt wurde. Und wie Sie ja spätestens jetzt wissen: Die Kosten-Trickkiste der Fondsindustrie ist riesig. Holen Sie sich einen Expertenrat, denn Sie als Anleger tragen das volle Risiko, entsprechend sollte auch so viel wie möglich vom Rendite-Kuchen bei Ihnen landen. Damit es dann heißen kann: Guten Appetit!
Autor: Karl Matthäus Schmidt, Vorstandsvorsitzender der Quirin Privatbank und Gründer von quirion
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