Gestern vor einem Jahr war ein – ja, man kann es durchaus so formulieren – historischer Tag für Sparerinnen und Sparer: Nach dem ersten Sprung von 0 Prozent auf 0,5 Prozent im Juli 2022 trat erneut eine Anhebung der EZB-Leitzinsen[1] in Kraft, die Zinsen stiegen diesmal sogar um 0,75 Prozent – so stark wie noch nie in der Geschichte der europäischen Währungshüter. Sie lagen mit 1,25 Prozent erstmals wieder auf dem Niveau von 2011. Die Anhebung kam für viele Menschen einer lang herbeigesehnten Zeitenwende gleich, auch wenn das Zinsniveau natürlich immer noch vergleichsweise niedrig war. Doch nach vielen Jahren der Zinsdürre in Deutschland, die in einer längeren Phase der Negativzinsen kulminierte, hatte ich das Gefühl, den Erleichterungsseufzer vieler Sparerinnen und Sparer förmlich zu hören.
Dass es dann innerhalb von nur einem Jahr zinstechnisch so stark nach oben gehen würde und wir uns heute über Leitzinsen von 4,5 Prozent freuen dürfen, hat vor einem Jahr trotzdem kaum jemand erwartet, wir eingeschlossen. Nun haben es sich viele Sparerinnen und Sparer erst einmal so richtig gemütlich gemacht auf dem neuen wohlig flauschigen Zinskissen. Und wissen Sie, was? Obwohl ich ein Aktienfan durch und durch bin – ich kann das absolut nachvollziehen. Das ist für viele Sparerinnen und Sparer wie ein Ankommen nach einer langen Durststrecke: Endlich gibt es wieder Zinsen, jetzt können wir uns endlich einmal wieder entspannt zurücklehnen.
Immer häufiger werde ich nun auch von unseren Kundinnen und Kunden gefragt, wie sie denn nun ganz genau und am allerbesten von diesem aktuellen Zins-Hoch profitieren können – vor allem auch vor dem Hintergrund, dass es derzeit auf kurzfristige Anlagezeiträume höhere Zinsen gibt als auf langfristige. Diese Situation ist eine Anomalie und wird als inverse Zinsstruktur bezeichnet. Diese „verkehrte“ Zins-Welt kommt relativ selten vor. Und sie macht entsprechende Zinsangebote noch attraktiver.
Kurzfristig Geld parken und Zinsen mitnehmen
Umso drängender ist für viele die Frage: Wie kann ich die aktuell hohen Zinsen für mich nutzen? Nun, indem Sie einerseits Cash-Bestände, also Einlagen und Vermögenswerte, die Sie kurzfristig verfügbar halten wollen, auf entsprechenden Zinskonten parken. Das können Tagesgeldkonten, Festgeld- oder Sparkonten sein. Daneben kommen auch Geldmarktfonds in Betracht.
Genau hinsehen zahlt sich aus
Gerade bei den festverzinsten Angeboten lohnt es sich jedoch, genau hinzuschauen – oft sind diese an bestimmte Anlagesummen oder Anlagezeiträume gebunden und die Zinsbindung ist oft entsprechend begrenzt. Zudem gibt es viele Banken, die die aktuell hohen Zinsen nur in sehr geringem Umfang an ihre Kunden weitergeben.
So zeigt eine Analyse des Vergleichsportals Verivox vom Juli 2023, dass von 738 Banken noch immer ganze 141 ihren Tagesgeldkunden gar keine Zinsen weitergeben. Der Durchschnittszins der bundesweit verfügbaren Tagesgeldangebote lag zu diesem Zeitpunkt bei 1,31 Prozent, der Einlagenzins der EZB betrug 3,75 Prozent und war damit fast dreimal so hoch wie die Zinsen, die die Banken an ihre Kunden weitergegeben haben.[2]
So können Sie das Zins-Hoch nutzen
In der Quirin Privatbank haben wir das von Anfang an anders gehalten. Neben einem Zinskonto bieten wir nun auch eine Vermögensverwaltung an, die zu überschaubaren Kosten in den Geldmarkt investiert und so direkt die Partizipation am kurzfristigen Zins ermöglicht.
Und eine weitere Möglichkeit, das neue Zinsumfeld zu nutzen, bieten wir unseren Kundinnen und Kunden: mit der Vermögensverwaltung Markt, die ja in erster Linie die Investition in die weltweiten Aktienmärkte ermöglichen soll, in der Variante 0 Prozent Aktien und 100 Prozent Anleihen. Hier investieren wir zwei Drittel in relativ kurzlaufende Staats- und Unternehmensanleihen bester Bonität sowie ein Drittel je zur Hälfte in Bonitätsanleihen und in langlaufende Staatsanleihen. So vereinnahmen wir alle anerkannten Risikoprämien der Anleihemärkte für unsere Kundinnen und Kunden.
Was will ich damit sagen? Wir können also nicht nur strategische Aktienanlagen, sondern auch Anleihen und setzen auch hier auf ein wissenschaftlich fundiertes, prognosefreies Konzept, wie wir das im Aktienbereich tun.
Langfristig Vermögen aufbauen oder vermehren mit Aktien
Apropos Aktien: Bei aller Freude über die zurückgekehrten Zinsen muss ich Ihnen, liebe Leserinnen und Leser, sagen, dass auch heute in diesem positiven Zinsumfeld gilt, was schon immer galt: Aktienanlagen sind und bleiben für den langfristigen Vermögensaufbau und Vermögenserhalt unabdingbar. Ja selbst wenn die Zinsen noch weiter steigen sollten. Die Inflation ist derzeit immer noch hoch – da bleibt von der guten Verzinsung nichts übrig, vielmehr schrumpft die Kaufkraft der entsprechenden Einlagen nach wie vor, die Realverzinsung ist unverändert negativ.
Aktien bieten die Rendite-Chancen schlechthin
Einziger Ausweg ist die Investition in die weltweiten Kapitalmärkte. Doch warum ausgerechnet Aktienanlagen? Weil sie – wenn man einige Grundsätze bei der Investition beachtet (keine Einzeltitel, weltweit diversifiziert, kostengünstig, prognosefrei) – die Renditetreiber schlechthin sind. Auswertungen zeigen immer wieder, dass mit Aktienanlagen über alle Höhen und Tiefen der Märkte hinweg trotz aller Krisen und Rücksetzer an den weltweiten Börsen bisher langfristig 7 Prozent Rendite per anno erwirtschaftet wurden. Das ist deutlich mehr, als andere Anlageklassen, z. B. auch Anleihen, eingebracht haben. Deshalb führt in Sachen langfristige Vermögensanlage und langfristiger Vermögensaufbau kein Weg an strategischen Aktieninvestitionen vorbei, wenn man den entsprechenden Anlagehorizont mitbringt und die mit Aktien verbundenen Risiken tragen kann. Wie dramatisch unterschiedlich die Anlageerfolge beispielsweise von Geldmarkt-ETFs und Aktien-ETFs ausfallen können, zeigt die nachfolgende Grafik.
Also, Zinsen hin oder her: Wenn es darum geht, Vermögen aufzubauen oder langfristig signifikant zu vermehren, führt an einer strategischen Aktien-Investition kein Weg vorbei. Für vorübergehendes Parken kurzfristig verfügbarer Gelder sind Cash- und Zinskonten absolut in Ordnung, nehmen Sie die Zinsangebote hier gerne mit – für alles darüber hinaus sind Aktien unverzichtbar. Anleihen allein sind indes kein Allheilmittel: Erstens kommen sie an die Renditepotenziale von Aktien nicht heran. Zweitens fallen die Kurse von Anleihen sollten die Zinsen noch weiter steigen – und Anlegende müssten Verluste hinnehmen.
Das erfreulichere Zinsumfeld sollte unserer Auffassung nach also nicht der entscheidende Grund sein, warum Anleihen gekauft oder in Depots beigemischt werden – denn das könnte nach hinten losgehen. Deshalb ist – wie so oft im Leben – der richtige Mix entscheidend, in dem Aktien aber keinesfalls fehlen sollten.
Autor: Karl Matthäus Schmidt, Vorstandsvorsitzender der Quirin Privatbank und Gründer von quirion
Wenn Sie – unabhängig vom aktuellen Zinsumfeld – wissen wollen, wie Sie die weltweiten Märkte für sich und Ihr Geld arbeiten lassen können, dann bestellen Sie unsere kostenlose Studie „Die Kraft globaler Finanzmärkte effizient nutzen“.
Disclaimer/rechtliche Hinweise
Der Beitrag ist mit größter Sorgfalt bearbeitet worden. Er enthält jedoch lediglich unverbindliche Analysen und Erläuterungen. Die Angaben beruhen auf Quellen, die wir für zuverlässig halten, für deren Richtigkeit, Vollständigkeit und Aktualität wir aber keine Gewähr übernehmen können. Die Informationen wurden einzig zu Informations- und Marketingzwecken zur Verwendung durch den Empfänger erstellt und können keine individuelle anlage- und anlegergerechte Beratung ersetzen.
Die Informationen stellen keine Anlage- Rechts- oder Steuerberatung, keine Anlageempfehlung und keine Aufforderung zum Erwerb oder zur Veräußerung dar. Die Vervielfältigung und Weiterverbreitung ist nicht erlaubt. Kein Teil darf (auch nicht auszugsweise) ohne unsere ausdrückliche vorherige schriftliche Genehmigung nachgedruckt oder in ein Informationssystem übertragen oder auf irgendeine Weise gespeichert werden, und zwar weder elektronisch, mechanisch, per Fotokopie noch auf andere Weise.