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Vom Saulus zum Paulus

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Kürzlich las ich in einem Artikel einer Berliner Tageszeitung, dass ein neuer Onlinebroker nach eigenen Angaben mehr Anleger an die Börse locken will. Vor allem Kleinanleger, die wenig Geld haben, hieß es da wortwörtlich. Sie sollten ihr Geld in Einzelaktien investieren: über eine App, ganz einfach und fast kostenlos. Ich war überrascht.

Überrascht, weil gerade Anleger, die wenig Geld haben, alles tun sollten – nur nicht in Einzelaktien investieren. Das gilt im Übrigen auch für Menschen, die über größere Vermögenswerte verfügen. Das Risiko, alles zu verlieren oder eine schlechte Rendite zu erzielen, ist schlichtweg viel zu hoch.

Wer mich schon länger kennt, wird jetzt vielleicht denken: Moment mal, das hat er doch früher selbst mal gemacht – er hat den Onlinehandel mit Aktien doch quasi (mit)erfunden. Richtig. Mit der Gründung von Consors vor über 25 Jahren waren wir die Vorreiter der heutigen digitalen Broker. Wir haben den Anlegern erstmals einen bezahlbaren Zugang zu den Kapitalmärkten ermöglicht. Was wir damals aus voller Überzeugung getan haben, was damals gut und richtig war, ist heute wissenschaftlich gesehen überholt.

Karl Matthäus Schmidt, Gründer von Consors, Ende 2020

Foto: Karl Matthäus Schmidt, Gründer von Consors, Ende 2000 (Fotografin: Sabine Freudenberger) 

Wir wissen heute, dass es besser ist, breit gestreut auf möglichst viele Aktientitel weltweit zu setzen – statt auf einige wenige, oft willkürlich ausgesuchte. Das belegen wissenschaftliche Untersuchungen immer und immer und immer wieder. Und trotzdem hat es auch bei mir gedauert, ehe sich diese Erkenntnis manifestierte, sie kam keinesfalls über Nacht, sondern ist vielmehr das Ergebnis aller Erfahrungen, die ich in den letzten 25 Jahren an den Finanzmärkten und in der Bankenbranche sammeln durfte.

So erlag ich beispielsweise im Studium während eines Praktikums dem Verkaufstalent eines Kollegen und erwarb Aktien einer kanadischen Goldmine. Tja, was soll ich sagen? Ich hätte es besser gelassen. Und solche negativen Erfahrungen machen leider viele Anleger. Ihnen, liebe Leserinnen und Leser, würde ich sie gern ersparen.

Besser Einzelaktien als gar keine Aktien?

Nun könnte man trotzdem argumentieren: Besser Einzelaktien als gar keine Aktien, denn bekanntlich sind die Deutschen ohnehin große Aktienmuffel. Und da sollten wir doch froh und dankbar sein, wenn Onlinebroker die Menschen zum Kauf von Aktien animieren wollen.

Doch was genau spricht eigentlich gegen eine ausschließliche Investition in Einzeltitel? Im Wesentlichen sind das folgende Punkte:













Breit diversifiziertes >Weltportfolio statt Einzelaktie

Mit diesen Kehrseiten einer Investition in Einzelaktien machen die meisten Anleger früher oder später auf unliebsame Art und Weise Bekanntschaft. Und das hat dann manchmal auch Folgen für die Anbieter: So musste der amerikanische Onlinebroker Robinhood kürzlich kugelsicheres Glas in der Unternehmenszentrale einbauen lassen, nachdem einige Kunden mit der Entwicklung ihrer Investments wohl nicht so ganz zufrieden waren.

Aktien oder Roulette

Einzelaktien sind und bleiben ein Spiel mit dem Feuer. Es ist wie beim Roulette – ich kann natürlich gewinnen, ich kann auch viel gewinnen. Aber ich kann eben auch genauso schnell alles verlieren. Ohne Einschränkung. Besser ist es, sich möglichst breit aufzustellen. Wenn Ihr Vermögen auf 10.000 Unternehmen weltweit verteilt ist und eines dieser Unternehmen ausfällt, spüren Sie das in Ihrem Depot nicht einmal ansatzweise im Gegensatz zu einem Einzelinvestment.

Besser breite Streuung statt Einzelaktien

Die aktuell boomenden Tradingplattformen und Onlinebroker sprechen vor allem den Spieltrieb der Menschen an. Das Positive daran ist, dass dank dieser Plattformen vielleicht auch eine Generation heranwächst, die wieder mehr Spaß an Aktien hat und im besten Falle einen intuitiveren Umgang mit Aktienanlagen entwickeln kann, als es die vorherigen Generationen konnten oder mussten. Wichtig ist dabei aber, eben nicht alles Geld in Einzelaktien zu packen und sich zu verzocken. Einen kleinen Teil in die Lieblingsaktie zu investieren, ist in Ordnung. Der Großteil des Vermögens sollte jedoch breit gestreut angelegt werden. So bleibt Ihnen, liebe Leserinnen und Leser, dann vielleicht der Wandel vom (einzeltitelverliebten) Saulus zum (breit diversifizierten) Paulus erspart.

Tipp: Sie wollen mehr über die Chancen der Kapitalmärkte erfahren? Dann bestellen Sie hier unsere Studie „Die Kraft globaler Finanzmärkte effizient nutzen“.

 

Disclaimer/rechtliche Hinweise

Der Beitrag ist mit größter Sorgfalt bearbeitet worden. Er enthält jedoch lediglich unverbindliche Analysen und Erläuterungen. Die Angaben beruhen auf Quellen, die wir für zuverlässig halten, für deren Richtigkeit, Vollständigkeit und Aktualität wir aber keine Gewähr übernehmen können. Die Informationen wurden einzig zu Informations- und Marketingzwecken zur Verwendung durch den Empfänger erstellt und können keine individuelle anlage- und anlegergerechte Beratung ersetzen.

Die Informationen stellen keine Anlage- Rechts- oder Steuerberatung, keine Anlageempfehlung und keine Aufforderung zum Erwerb oder zur Veräußerung dar. Die Vervielfältigung und Weiterverbreitung ist nicht erlaubt. Kein Teil darf (auch nicht auszugsweise) ohne unsere ausdrückliche vorherige schriftliche Genehmigung nachgedruckt oder in ein Informationssystem übertragen oder auf irgendeine Weise gespeichert werden, und zwar weder elektronisch, mechanisch, per Fotokopie noch auf andere Weise.

Kürzlich las ich in einem Artikel einer Berliner Tageszeitung, dass ein neuer Onlinebroker nach eigenen Angaben mehr Anleger an die Börse locken will. Vor allem Kleinanleger, die wenig Geld haben, hieß es da wortwörtlich. Sie sollten ihr Geld in Einzelaktien investieren: über eine App, ganz einfach und fast kostenlos. Ich war überrascht.

Überrascht, weil gerade Anleger, die wenig Geld haben, alles tun sollten – nur nicht in Einzelaktien investieren. Das gilt im Übrigen auch für Menschen, die über größere Vermögenswerte verfügen. Das Risiko, alles zu verlieren oder eine schlechte Rendite zu erzielen, ist schlichtweg viel zu hoch.

Wer mich schon länger kennt, wird jetzt vielleicht denken: Moment mal, das hat er doch früher selbst mal gemacht – er hat den Onlinehandel mit Aktien doch quasi (mit)erfunden. Richtig. Mit der Gründung von Consors vor über 25 Jahren waren wir die Vorreiter der heutigen digitalen Broker. Wir haben den Anlegern erstmals einen bezahlbaren Zugang zu den Kapitalmärkten ermöglicht. Was wir damals aus voller Überzeugung getan haben, was damals gut und richtig war, ist heute wissenschaftlich gesehen überholt.

Karl Matthäus Schmidt, Gründer von Consors, Ende 2020

Foto: Karl Matthäus Schmidt, Gründer von Consors, Ende 2000 (Fotografin: Sabine Freudenberger) 

Wir wissen heute, dass es besser ist, breit gestreut auf möglichst viele Aktientitel weltweit zu setzen – statt auf einige wenige, oft willkürlich ausgesuchte. Das belegen wissenschaftliche Untersuchungen immer und immer und immer wieder. Und trotzdem hat es auch bei mir gedauert, ehe sich diese Erkenntnis manifestierte, sie kam keinesfalls über Nacht, sondern ist vielmehr das Ergebnis aller Erfahrungen, die ich in den letzten 25 Jahren an den Finanzmärkten und in der Bankenbranche sammeln durfte.

So erlag ich beispielsweise im Studium während eines Praktikums dem Verkaufstalent eines Kollegen und erwarb Aktien einer kanadischen Goldmine. Tja, was soll ich sagen? Ich hätte es besser gelassen. Und solche negativen Erfahrungen machen leider viele Anleger. Ihnen, liebe Leserinnen und Leser, würde ich sie gern ersparen.

Besser Einzelaktien als gar keine Aktien?

Nun könnte man trotzdem argumentieren: Besser Einzelaktien als gar keine Aktien, denn bekanntlich sind die Deutschen ohnehin große Aktienmuffel. Und da sollten wir doch froh und dankbar sein, wenn Onlinebroker die Menschen zum Kauf von Aktien animieren wollen.

Doch was genau spricht eigentlich gegen eine ausschließliche Investition in Einzeltitel? Im Wesentlichen sind das folgende Punkte:

  • Höheres Risiko bei gleicher Renditeerwartung: Einzelaktien haben dieselbe Renditeerwartung wie ein breit diversifiziertes Portfolio, gehen aber mit einem ungleich höheren Risiko einher.
  • Risiko Wertverlust/Totalausfall: Bei einer Investition in Einzelaktien droht im schlechtesten Falle ein Totalverlust.
  • Operatives Risiko: Die fortlaufende Überwachung von Einzelwerten im Depot ist sehr zeitaufwändig und geht mit einem operativen Risiko einher: Als Anleger muss ich die Titel ständig überwachen – was ist im Falle von Urlaub, Krankheit oder berufsbedingtem Zeitmangel?
  • Einzelwerte teuer oder unerschwinglich: Manche Aktien sind sehr teuer – an ihrer Entwicklung zu partizipieren, wird mit einer Einzeltitelinvestition dann oft unbezahlbar.
  • Den Markt kann keiner schlagen: Das wichtigste Argument gegen Einzelaktien und für ein breit diversifiziertes Portfolio ist: Niemand schlägt auf Dauer den Markt. Deshalb ist es sinnvoller, auf den gesamten Markt zu setzen – mithilfe eines entsprechend strukturierten Portfolios. Und hier sind nicht 50 oder 100 Werte gemeint, sondern Tausende.

Breit diversifiziertes >Weltportfolio statt Einzelaktie

Mit diesen Kehrseiten einer Investition in Einzelaktien machen die meisten Anleger früher oder später auf unliebsame Art und Weise Bekanntschaft. Und das hat dann manchmal auch Folgen für die Anbieter: So musste der amerikanische Onlinebroker Robinhood kürzlich kugelsicheres Glas in der Unternehmenszentrale einbauen lassen, nachdem einige Kunden mit der Entwicklung ihrer Investments wohl nicht so ganz zufrieden waren.

Aktien oder Roulette

Einzelaktien sind und bleiben ein Spiel mit dem Feuer. Es ist wie beim Roulette – ich kann natürlich gewinnen, ich kann auch viel gewinnen. Aber ich kann eben auch genauso schnell alles verlieren. Ohne Einschränkung. Besser ist es, sich möglichst breit aufzustellen. Wenn Ihr Vermögen auf 10.000 Unternehmen weltweit verteilt ist und eines dieser Unternehmen ausfällt, spüren Sie das in Ihrem Depot nicht einmal ansatzweise im Gegensatz zu einem Einzelinvestment.

Besser breite Streuung statt Einzelaktien

Die aktuell boomenden Tradingplattformen und Onlinebroker sprechen vor allem den Spieltrieb der Menschen an. Das Positive daran ist, dass dank dieser Plattformen vielleicht auch eine Generation heranwächst, die wieder mehr Spaß an Aktien hat und im besten Falle einen intuitiveren Umgang mit Aktienanlagen entwickeln kann, als es die vorherigen Generationen konnten oder mussten. Wichtig ist dabei aber, eben nicht alles Geld in Einzelaktien zu packen und sich zu verzocken. Einen kleinen Teil in die Lieblingsaktie zu investieren, ist in Ordnung. Der Großteil des Vermögens sollte jedoch breit gestreut angelegt werden. So bleibt Ihnen, liebe Leserinnen und Leser, dann vielleicht der Wandel vom (einzeltitelverliebten) Saulus zum (breit diversifizierten) Paulus erspart.

Tipp: Sie wollen mehr über die Chancen der Kapitalmärkte erfahren? Dann bestellen Sie hier unsere Studie „Die Kraft globaler Finanzmärkte effizient nutzen“.

 

Disclaimer/rechtliche Hinweise

Der Beitrag ist mit größter Sorgfalt bearbeitet worden. Er enthält jedoch lediglich unverbindliche Analysen und Erläuterungen. Die Angaben beruhen auf Quellen, die wir für zuverlässig halten, für deren Richtigkeit, Vollständigkeit und Aktualität wir aber keine Gewähr übernehmen können. Die Informationen wurden einzig zu Informations- und Marketingzwecken zur Verwendung durch den Empfänger erstellt und können keine individuelle anlage- und anlegergerechte Beratung ersetzen.

Die Informationen stellen keine Anlage- Rechts- oder Steuerberatung, keine Anlageempfehlung und keine Aufforderung zum Erwerb oder zur Veräußerung dar. Die Vervielfältigung und Weiterverbreitung ist nicht erlaubt. Kein Teil darf (auch nicht auszugsweise) ohne unsere ausdrückliche vorherige schriftliche Genehmigung nachgedruckt oder in ein Informationssystem übertragen oder auf irgendeine Weise gespeichert werden, und zwar weder elektronisch, mechanisch, per Fotokopie noch auf andere Weise.

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