Vor etwa zwei Jahren hat mich eine renommierte deutsche Wirtschaftszeitung gebeten, eine Laudatio auf ein Unternehmen zu schreiben. Ich lehnte ab. Dieser Tage bleibt in der medialen Berichterstattung kein gutes Haar an genau diesem Unternehmen. Aus gutem Grund: Bilanzbetrug, Verdacht auf Insidergeschäfte, Marktmanipulation, Geldwäsche und 1,9 Milliarden Euro, die nie da waren, so lauten die Vorwürfe. Richtig, es geht um den digitalen Zahlungsdienstleister Wirecard. Der Absturz von Deutschlands Tech-Hoffnung Nummer 1 ging noch schneller als ihr einst rasanter Aufstieg.
Ich habe die Laudatio abgelehnt, weil mir das Unternehmen damals zu intransparent erschien. Dennoch hätte ich einen Skandal dieses Ausmaßes, wie wir es aktuell erleben, nicht für wahrscheinlich gehalten. Kein Börsenexperte und kein Privatanleger hätte absehen können, womit wir in den letzten Tagen konfrontiert wurden. Wenn selbst Wirtschaftsprüfer und Finanzaufsicht den Überblick über die Vorgänge bei Wirecard verloren haben, ist das mehr als schockierend. Wie soll dann ein Privatanleger den Finanzskandal absehen können?
Ja, Wirecard ist ein digitaler Zahlungsdienstleister, der sich nach der Dotcom-Krise innovativ neu aufgestellt hat. Das Unternehmen avancierte schnell zum Hoffnungsträger der deutschen Finanzbranche. Und vertrieb 2018 sogar die Commerzbank aus dem DAX. Jetzt steht das Unternehmen wohl vor dem Aus. Stand der Kurs von Wirecard letzte Woche noch bei über 100 Euro, notiert er heute bei 3,30 Euro, nachdem der Handel aufgrund der Insolvenzanmeldung zwischenzeitlich sogar ausgesetzt wurde.
Was bedeutet dies nun für den deutschen Aktienmarkt? Die übliche Lesart ist, dass Wirecard der sich ohnehin nur zögerlich entwickelnden Aktienkultur in Deutschland einen schweren Schlag versetzt hat. Hier habe ich eine grundlegend abweichende Meinung, denn die Story rund um Wirecard könnte sogar etwas Positives bewirken. Nämlich dann, wenn dadurch die vor allem unter Privatanlegern beliebte und verbreitete Praxis des Investierens in einige wenige, besonders vielversprechende Einzeltitel endlich beendet würde. Nach wie vor setzen aus meiner Sicht zu viele Anleger die Aufforderung, am Kapitalmarkt Vermögen aufzubauen, mit der Investition in Einzeltitel gleich. Der Fall Wirecard zeigt aber einmal mehr, wie fatal dies ausgehen kann. Was die Abstürze der Aktien von Deutscher Bank, Volkswagen und Bayer – um nur die Prominentesten zu nennen – offenbar nicht geschafft haben, könnte durch Wirecard vielleicht gelingen; dass Anleger nunmehr verstehen, dass die eiserne Grundregel professionellen Wertpapiermanagements,
und potentiell vernichtend.
Nebenbei: Selbst mein eigener Sohn hat gedacht, dass diese Regel für ihn nicht gilt, weshalb er gerade Bekanntschaft mit der Schattenseite eines Einzelinvestments macht. Zwar hat er sein Erspartes im Wesentlichen bei unserer digitalen Tochter quirion breit gestreut angelegt. Mit einer für ihn nicht unerheblichen Summe ist er allerdings auch zusätzlich in Wirecard investiert. Er war (und ist) vom Geschäftsmodell des Unternehmens begeistert und aufgrund seines Studiums der Wirtschaftsinformatik davon überzeugt, Wirecard besser als andere einschätzen zu können. Nun erfährt er gerade schmerzhaft, wie wenig man selbst als Fachmann hinter die Kulissen blicken kann und wie schnell sich ein scheinbar solides DAX-Unternehmen geradezu in Luft auflöst. Auch wenn ich ihm – wie vermutlich jeder Vater – diese unliebsame Erfahrung gern erspart hätte, wird er daraus vor allem eine Erkenntnis mitnehmen: Anlagen in Einzelaktien sind und bleiben ein Spiel mit dem Feuer.
Und deshalb ist das Anlagekonzept der Quirin Privatbank auch so, wie es ist: ein breit gestreutes Investment in die weltweiten Märkte – mit unterschiedlichen Branchen und Regionen und insgesamt 10.000 Unternehmen. So fällt selbst ein Totalausfall wie der von Wirecard im Portfolio nicht ins Gewicht.
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