Die Präsidentschaftswahl in den USA steht unmittelbar vor der Tür. Wie kein anderes politisches Ereignis zieht diese Wahl Gesellschaft, Wirtschaft und in diesem Zusammenhang natürlich auch die Kapitalmärkte weltweit in ihren Bann. Dazu trägt sicher auch der mittlerweile zu einem filmreifen Showdown hochstilisierte Wahlkampf bei.
Viel Lärm um nichts?
Entsprechend erhitzt ist auch die Berichterstattung in den Medien. Es rauscht heftig im Blätterwald und auf den Nachrichtenkanälen. Mit Blick auf die Vermögensanlage werden allerlei Überlegungen angestellt, wie sich Anleger im Zuge der US-Wahl idealerweise positionieren sollten. Dazu werden z. B. Szenarien in Bezug auf den Wahlausgang durchgespielt (welche Branche könnte unter welchem Präsidenten besonders profitieren) oder es wird analysiert, wie sich unter demokratischer bzw. republikanischer Regie die Aktienmärkte in der Vergangenheit entwickelt haben.
Unser Ratschlag an dieser Stelle: den Lärm einfach überhören. Denn solche Betrachtungen blenden aus, dass eine Vielzahl anderer Ereignisse abseits der Wahl die erhoffte Wirkung solcher prognosebehafteten Strategien im Nu pulverisieren kann. Anleger, die allein auf Basis der (Vor-)Wahlberichterstattung Anlageentscheidungen treffen, könnten also schnell auf dem falschen Fuß erwischt werden.
Denken Sie an die letzte Präsidentenwahl 2016 zurück: Zur Beschreibung der Folgen eines möglichen Trump-Siegs für die Aktienmärkte wurden seinerzeit in den Medien martialische Begriffe wie „Blutbad“ oder „weltweite Schockwellen“ verwendet. Der Ausgang ist bekannt: Wer sich damals von der Börse verabschiedet hat, hat einiges verpasst. Die Börsenbilanz in Trumps Amtszeit kann sich nämlich durchaus sehen lassen (siehe Grafik). Hierzu hat sicherlich auch Trumps Unternehmenssteuerreform beigetragen.
Ansonsten hat sich der Börsenaufschwung aber eher trotz und nicht wegen Trump eingestellt. Man denke zum Beispiel an den vom Zaun gebrochenen Handelsstreit mit China und anderen Ländern, den die Märkte letztlich relativ gut abschütteln konnten.
Das Schulterzucken der Börsen
Ohne die US-Wahl bagatellisieren zu wollen: Wer am Ende das Rennen machen wird, dürfte zumindest für die Börsen mittelfristig nahezu irrelevant sein, was letztlich auch daran liegt, dass es einige wichtige Aspekte gibt, die die Aktienbörsen unabhängig vom Wahlausgang wesentlich stärker prägen dürften:
- Nach der Wahl – unabhängig vom Sieger – ist der Weg frei für ein großvolumiges Konjunkturpaket, das die coronageschwächte US-Wirtschaft wieder zum Laufen bringen soll. Trump und Biden werden hierbei sicherlich unterschiedliche Schwerpunkte setzen, aber die Ankurbelung des für die Wirtschaft so wichtigen Konsums dürfte bei beiden im Mittelpunkt stehen. Dies wird an der Börse gut ankommen.
- Die extreme Niedrigzinspolitik der US-Notenbank wird auf Jahre extrem expansiv bleiben. Ein – wenn nicht DER – maßgebliche Treibstoff für die Aktienmärkte, der auch schon während Trumps Amtszeit kräftig gewirkt hat, bleibt somit erhalten.
- „America first“ dürfte weiter gelten. Weil es von großen Teilen der Bevölkerung goutiert wird, wird auch ein Präsident Biden Rücksicht darauf nehmen, wenn vielleicht auch mit weniger Aggressivität als Trump. „America first“ bleibt damit zwar in jedem Fall ein gewisser Bremsklotz, aber u. E. kein nachhaltiger Stolperstein für die Wirtschaft und die Börsen, da auch ein Wahlsieger Trump die Lage kaum vollends eskalieren lassen dürfte. Der Kollateralschaden für die USA wäre zu groß.
Wer denn nun am Ende das Rennen macht, scheint dem Aktienmarkt ohnehin relativ egal zu sein. Die nachfolgende Grafik belegt, dass es keinen klaren Zusammenhang zwischen den Umfrageergebnissen und dem US-Aktienmarktverlauf gibt. Anders ausgedrückt: Der Markt erachtet keinen der beiden Kandidaten als besonders vor- oder nachteilhaft. Man könnte auch sagen: Die Börse verteilt keine Sympathiepunkte.
Das kann man kritisch sehen, weil es sehr gute Gründe gibt, einer zweiten Amtszeit Trumps mit viel Argwohn zu begegnen. Aber auch mit ihm geht die Aktienwelt nicht unter. Auch wenn es nicht eines gewissen Zynismus entbehrt: Die Märkte haben sich offenbar in gewisser Weise an seine Marotten gewöhnt.
Das Zittern der Börsen
Nicht unerwähnt lassen wollen wir an dieser Stelle die sich wieder verschärfende Coronakrise. Es ist nachvollziehbar, dass angesichts der sich wieder verschärfenden Corona-Pandemie die Nervosität der Anleger steigt. Die Angst vor den Auswirkungen eines zweiten Lockdowns geht auch an den Börsen um und hat die Aktienkurse zuletzt stärker unter Druck gesetzt. Umso mehr gilt es nun, den Blick für die positiven Aspekte zu schärfen. Viele negative Faktoren, die derzeit die Börsenstimmung trüben, werden auf absehbare Zeit verschwinden:
- Es wird kurzfristig geklärt sein, wer in den kommenden vier Jahren die Geschicke der USA lenkt.
- Die Finanzmärkte baden bis auf Weiteres in Liquidität, die angelegt werden muss. Dies und die bereits erwähnten Magerzinsen treiben Investoren letztlich immer wieder in die starken Arme der Aktienmärkte, auch um der inflationsbedingten Enteignung von Sparguthaben entgegenzuwirken.
- Am Jahresende wird feststehen, wie sich die EU und Großbritannien im Rahmen des Brexits arrangieren. Die Coronakrise sollte den Pragmatismus und die Lösungsorientierung stärken.
- Nicht zu vergessen, dass über kurz oder lang auch mit einem Corona-Impfstoff zu rechnen ist, der zumindest die Folgen des Virus lindern wird.
All dies sollte letztlich auf eine positive Resonanz an den Börsen stoßen. Kräftige Kursrücksetzer bieten folglich günstige Kaufgelegenheiten an den Aktienmärkten, die mittel- bis langfristig attraktive Renditechancen bieten.
Schlussfolgerungen für Anleger
Verfallen Sie angesichts des Mediengetöses und vermeintlich schlüssiger Anlagetipps im Vorfeld der US-Wahl nicht in Aktionismus. Überstürzte Anlageentscheidungen, die daraus resultieren, sind Spekulation und haben mit einer geordneten Investition nichts zu tun. Das wechselhafte Tagesgeschehen und die „wohlmeinenden“ Prognosen dürfen bei Ihrer Vermögensanlage nicht das Steuer übernehmen. Wer seine Aktienquote konsequent an seinen persönlichen Anlagezielen, seiner Risikobereitschaft und seinen individuellen Bedürfnissen festmacht, ist langfristig erfolgreicher und schläft besser – auch in der Wahlnacht.
Die aktuelle Zuspitzung der Coronakrise sorgt naturgemäß für Unsicherheit und Dämpfer an den Kapitalmärkten rund um den Globus. Dies könnte kurzfristig verstärkt werden, wenn der Wahlausgang nicht eindeutig ist und es in der Folge zu einer Hängepartie kommt, an deren Ende womöglich ein Gericht entscheiden muss, wer der 46. Präsident der Vereinigten Staaten wird – von bürgerkriegsähnlichen Zuständen, die manchmal an die Wand gemalt werden, gehen wir nicht aus. Auch hier gilt also die Devise: ruhig Blut.
Langfristig entscheidend ist, dass die marktwirtschaftliche Ordnung unserer Wirtschaft auch in Zukunft Wachstum generiert und (innovative) Unternehmen Gewinne erwirtschaften. Das ist die wahre Triebfeder für die Renditestärke von breit gestreuten Aktieninvestitionen und sie ist allen Widrigkeiten zum Trotz intakt.
Der 30. Oktober ist Weltspartag und wir möchten es nicht versäumen, Sie daran zu erinnern, dass es zwingend erforderlich ist, regelmäßig und diszipliniert zu sparen, wenn Sie langfristig ein Vermögen aufbauen möchten. In Zeiten von Niedrig- und Nullzinsen eignet sich dafür insbesondere der Kapitalmarkt. Sparpläne ermöglichen es dem Anleger, das mitunter heftige Börsen-Auf-und-Ab für sich zu nutzen und dabei typische Anlegerfehler zu vermeiden. Um sich die Vorteile unseres ETF-Sparplans zu sichern, wenden Sie sich einfach an eine unserer Vermögensberaterinnen oder an einen unserer Vermögensberater. Diese stellen Ihnen gerne einen auf Ihre individuellen Wünsche und Ihr Risikoprofil zugeschnittenen Sparplan vor.
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