„Eine Schwalbe macht noch keinen Sommer“ – diese Redensart findet oft auch in der Volkswirtschaft Verwendung. Meist geht es dabei um die Frage, ob und, wenn ja, wann nach einem konjunkturellen Einbruch die Wachstumskräfte wieder nachhaltig und dauerhaft die Oberhand gewinnen. Angesichts der erneuten Verschärfung der Corona-Pandemie nach einem doch längeren trüben Konjunkturwinter kommen vermehrt Fragen auf, inwiefern denn nun tatsächlich mit einer kräftigen konjunkturellen Erholung ab Sommer (und damit auch im Gesamtjahr 2021) zu rechnen ist. Ob derzeit am Konjunkturhimmel nur eine einzelne Schwalbe zu beobachten ist oder ob wir es bereits mit einem ganzen Schwarm von Schwalben zu tun haben, wollen wir im heutigen Logbuch beleuchten.
Vor knapp einem Monat hat der Internationale Währungsfonds (IWF) turnusmäßig seine Publikation „World Economic Outlook“, also seinen aktuellen internationalen Konjunkturausblick, veröffentlicht. Hierbei handelt es sich um eine der weltweit aufwändigsten und umfangreichsten Konjunkturprognosen überhaupt. Insbesondere die Daten zur erwarteten weltwirtschaftlichen Entwicklung finden bei Politikern, Konjunkturbeobachtern, aber auch an den Finanzmärkten regelmäßig große Beachtung – hat die zukünftige Konjunkturentwicklung doch oft maßgeblichen Einfluss auf die Höhe des Steueraufkommens und das Wachstum der Firmengewinne.
Natürlich lässt sich das generelle Grundproblem von Prognosen auch hinsichtlich volkswirtschaftlicher Daten genauso wenig lösen wie im Bereich der Kapitalmärkte: Die Zukunft ist ungewiss und nicht vorhersehbar – Prognosen können deshalb nur auf vergangenen Daten und bereits bekannten Zusammenhängen basieren. Ob diese Zusammenhänge auch in Zukunft weiter gelten, ist alles andere als sicher – und damit ist auch die Prognosegüte grundsätzlich begrenzt.
Weniger interessant aus volkswirtschaftlicher Sicht ist daher, wie hoch das konjunkturelle Wachstum etwa der Weltwirtschaft in 2021 absolut geschätzt wird. Aufschlussreicher ist vielmehr die Entwicklung der Prognosen im Zeitablauf. Denn der IWF aktualisiert seine volkswirtschaftlichen Schätzungen viermal pro Jahr. Und im Vergleich der aktuellen mit der vorhergehenden Schätzung lässt sich dann sehr gut ablesen, ob wir es aktuell mit einem sich beschleunigenden oder einem sich verlangsamenden konjunkturellen Umfeld (aus Sicht des IWF) zu tun haben.
Beim Blick auf die konkreten Daten wird zweierlei klar:
Natürlich steht die konjunkturelle Zuversicht – wie so vieles andere auch – nach wie vor unter dem Vorbehalt, dass die großen Volkswirtschaften der Welt im Laufe des Sommers wieder in die Normalität zurückkehren werden. Sofern dies tatsächlich geschieht, sollte einem unbeschwerten Hochsommer – auch konjunkturell – nichts mehr im Wege stehen. Dies gilt im Übrigen – trotz aller momentanen Probleme und Ärgernisse – auch für Deutschland.
Das wären dann schlussendlich auch gute Nachrichten für die Aktienmärkte, deren derzeit relativ ambitionierte Bewertungen (in Gestalt des Kurs-Gewinn-Verhältnisses, kurz: KGV) sich in kurzer Zeit normalisieren dürften. Denn nicht zu vergessen: Ein starkes (globales) Wirtschaftswachstum zieht nicht selten einen starken Anstieg der Unternehmensgewinne nach sich – einem der wichtigsten Impulsgeber für steigende Aktiennotierungen. In diesem Sinne: Freuen wir uns auf einen möglichst strahlend blauen, wolkenlosen (Konjunktur-)Himmel im Sommer, an dem sich auch möglichst viele Schwalben erfreuen!
Autor: Prof. Dr. Stefan May, Leiter Anlagemanagement der Quirin Privatbank, und sein Team
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