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V wie Virusrezession

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Wann immer sich Volkswirte seit dem Ausbruch der Coronakrise mit den konjunkturellen Folgen der Pandemie auseinandergesetzt haben, wurde diese sonst meist sehr mitteilsame Spezies überraschend wortkarg. Mehr noch: Ihre Einschätzung reduzierte sich in vielen Fällen lediglich auf einzelne Buchstaben. Daraus resultiert ein regelrechter Buchstabensalat: U, L, W, V. Sie stehen (bildhaft) für einen unterschiedlich schweren und langen Verlauf der aktuellen Rezession und für die Geschwindigkeit und Stärke der anschließenden Erholung: Zeichnet man die Buchstaben nach, zeigen alle zu Beginn einen heftigen (Konjunktur-)Absturz. Je kürzer die anschließende „Bodenbildung“ und je schneller die Linie wieder schnurstracks ansteigt, desto kürzer ist auch die Konjunkturkrise. Folglich ist das „V“ noch das vergleichsweise optimistischste Verlaufsmuster mit einem zwar schnellen und steilen Absturz, aber dafür anschließend einem raschen und ebenso steilen Aufwärtstrend. Das „L“ ist demgegenüber das ökonomische Horrorszenario: Nach dem Absturz verharrt die Wirtschaft im Tal und die ersehnte Erholung bleibt eine Illusion.

Im Moment sieht es nun – und das ist die gute Nachricht – anhand einer Vielzahl konjunktureller Frühindikatoren danach aus, dass sich die Wirtschaft tatsächlich wieder sehr schnell (sprich: V-förmig) von den Corona-Rückschlägen erholen wird. Allerdings – und das ist die eher schlechte Nachricht – erfolgt diese kräftige Erholung von einem ausgesprochen schwachen Niveau aus und, was noch wichtiger ist, sie hängt essenziell davon ab, wie sich im bevorstehenden Herbst die Infektionsraten in den großen Volkswirtschaften entwickeln werden.

Frühindikatoren für die Konjunkturentwicklung

Auch die unerfreuliche Möglichkeit, dass den Unternehmen im nahenden Herbst die Liquidität im großen Stile ausgeht und sich die Spätfolgen des Frühlingseinbruchs in vermehrten Insolvenzen – und damit auch steigender Arbeitslosigkeit – zeigen, besteht nach wie vor. Aus dem sich derzeit abzeichnenden „V“ kann dann eben doch noch ganz schnell ein „W“ werden, in dessen Verlauf es noch einmal zu einem zweiten kräftigen (konjunkturellen) Rückschlag kommt, bevor dann tatsächlich die Erholung einsetzt. Wie schon zu Beginn der Coronakrise gilt also auch weiterhin, dass Prognosen über den weiteren Konjunkturverlauf derzeit noch viel unzuverlässiger und schwieriger sind als in normalen Zeiten ohnehin schon.

Konzentrieren wir uns auf den Status quo. An der aktuell vorerst steil aufwärts gerichteten Konjunkturkurve in den meisten Industrienationen zeigt sich vor allem ein besonderes Charakteristikum der aktuellen Rezession: Anders als z. B. in der Finanzmarkt- und Konjunkturkrise von 2009 ist aktuell (noch!) kein Schaden an den Haupttreibern der wirtschaftlichen Dynamik entstanden. Sprich: Eine ausreichende Kapitalausstattung ist vorhanden, die Kredit- und Liquiditätsversorgung ist in sich nicht gestört. Das bedeutet, dass bei einem erneuten Hochfahren der wirtschaftlichen Aktivitäten, was wir gerade erleben, die Unternehmen von diesem Vorgang auch unmittelbar und auf breiter Front profitieren können – der Wirtschaftskreislauf „an sich“ ist also insoweit intakt. Aber auch das kann sich natürlich schnell ändern, sobald etwa der Abschreibungsbedarf (auf Kredite) bei den Banken durch vermehrte Insolvenzen steigt und in der Folge Kredite knapper werden. Auch an dieser Stelle also keine Entwarnung, aber eine aktuell positive Entwicklung.

Unbestritten ist derzeit, wie schon eingangs erwähnt, dass sich die Konjunktur momentan zwar außerordentlich kräftig erholt, aber von einem enorm niedrigen Niveau aus. Das 2. Quartal 2020 brachte in fast allen Industrienationen die größten Rückgänge des Bruttoinlandsproduktes der Nachkriegszeit mit sich.

Konjunktureinbruch in der Eurozone

Egal wie schnell und kräftig die Gegenbewegung aktuell auch sein mag, wird es sicherlich noch einige Zeit dauern, bis das Vorkrisenniveau bei der gesamtwirtschaftlichen Produktion wieder erreicht sein wird. Wichtig für den Moment ist allerdings, dass das Wachstum bereits jetzt wieder einsetzt und auch kräftig aufwärts weist. Das ist vor allem auch aufschlussreich für die Frage, warum sich die Aktienmärkte – trotz weltweit rekordhoher Corona-Infektionen – in den letzten Wochen so positiv entwickelt haben.

Viel war davon zu lesen, dass sich die Finanzmärkte von der Realwirtschaft gänzlich entkoppelt hätten. Stark steigende Aktienkurse angesichts einer noch immer weitgehend am Boden liegenden Wirtschaft – „das könne doch nicht mit rechten Dingen zugehen“ (so eine weitverbreitete Meinung). Ein grundlegendes Charakteristikum der Aktienmärkte ist aber für die Einschätzung dieser jüngsten Entwicklung unbedingt zu berücksichtigen: Auf dem Börsenparkett (bzw. heutzutage eher vor den Handelsbildschirmen) ergibt sich im Grunde immer eine Diskrepanz zwischen augenblicklicher konjunktureller Lage und der Aktienmarktentwicklung und -bewertung. Denn die Aktienmärkte sind stets bestrebt, schon heute auf Basis des für morgen erwarteten (konjunkturellen) Umfelds Transaktionen vorzunehmen, um von den erwarteten Entwicklungen – seien sie positiver oder negativer Art – zu profitieren. Die Aktienmarktbewertung von heute ist insofern immer ein Spiegel der erwarteten konjunkturellen Dynamik von morgen und übermorgen. Kurzum: An der Börse wird die Zukunft gehandelt und nicht die Vergangenheit. So gesehen haben die Aktienmärkte offenbar die sich aktuell abzeichnende „V“-Erholung schon vor einigen Wochen erwartet. Diese Erwartungen bestätigen sich derzeit. Allerdings: Sollte am Ende doch ein anderer Buchstabe als das versöhnliche „V“ die Oberhand gewinnen – auch die Börsenakteure sind schließlich keine Hellseher –, dürfte das für erneute Turbulenzen an den weltweiten Börsen sorgen.

Ob das „V“ der am Ende letztverbleibende Buchstabe im Corona-Krisenalphabet sein wird, hängt in erster Linie nach wie vor von einem anderen „V“ ab: dem Virus und damit einhergehend seiner erfolgreichen Bekämpfung.

 

Buchstabenrätsel der Konjunktur

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Disclaimer/rechtliche Hinweise

Der Beitrag ist mit größter Sorgfalt bearbeitet worden. Er enthält jedoch lediglich unverbindliche Analysen und Erläuterungen. Die Angaben beruhen auf Quellen, die wir für zuverlässig halten, für deren Richtigkeit, Vollständigkeit und Aktualität wir aber keine Gewähr übernehmen können. Die Informationen wurden einzig zu Informations- und Marketingzwecken zur Verwendung durch den Empfänger erstellt und können keine individuelle anlage- und anlegergerechte Beratung ersetzen.

Die Informationen stellen keine Anlage- Rechts- oder Steuerberatung, keine Anlageempfehlung und keine Aufforderung zum Erwerb oder zur Veräußerung dar. Die Vervielfältigung und Weiterverbreitung ist nicht erlaubt. Kein Teil darf (auch nicht auszugsweise) ohne unsere ausdrückliche vorherige schriftliche Genehmigung nachgedruckt oder in ein Informationssystem übertragen oder auf irgendeine Weise gespeichert werden, und zwar weder elektronisch, mechanisch, per Fotokopie noch auf andere Weise.

Wann immer sich Volkswirte seit dem Ausbruch der Coronakrise mit den konjunkturellen Folgen der Pandemie auseinandergesetzt haben, wurde diese sonst meist sehr mitteilsame Spezies überraschend wortkarg. Mehr noch: Ihre Einschätzung reduzierte sich in vielen Fällen lediglich auf einzelne Buchstaben. Daraus resultiert ein regelrechter Buchstabensalat: U, L, W, V. Sie stehen (bildhaft) für einen unterschiedlich schweren und langen Verlauf der aktuellen Rezession und für die Geschwindigkeit und Stärke der anschließenden Erholung: Zeichnet man die Buchstaben nach, zeigen alle zu Beginn einen heftigen (Konjunktur-)Absturz. Je kürzer die anschließende „Bodenbildung“ und je schneller die Linie wieder schnurstracks ansteigt, desto kürzer ist auch die Konjunkturkrise. Folglich ist das „V“ noch das vergleichsweise optimistischste Verlaufsmuster mit einem zwar schnellen und steilen Absturz, aber dafür anschließend einem raschen und ebenso steilen Aufwärtstrend. Das „L“ ist demgegenüber das ökonomische Horrorszenario: Nach dem Absturz verharrt die Wirtschaft im Tal und die ersehnte Erholung bleibt eine Illusion.

Im Moment sieht es nun – und das ist die gute Nachricht – anhand einer Vielzahl konjunktureller Frühindikatoren danach aus, dass sich die Wirtschaft tatsächlich wieder sehr schnell (sprich: V-förmig) von den Corona-Rückschlägen erholen wird. Allerdings – und das ist die eher schlechte Nachricht – erfolgt diese kräftige Erholung von einem ausgesprochen schwachen Niveau aus und, was noch wichtiger ist, sie hängt essenziell davon ab, wie sich im bevorstehenden Herbst die Infektionsraten in den großen Volkswirtschaften entwickeln werden.

Frühindikatoren für die Konjunkturentwicklung

Auch die unerfreuliche Möglichkeit, dass den Unternehmen im nahenden Herbst die Liquidität im großen Stile ausgeht und sich die Spätfolgen des Frühlingseinbruchs in vermehrten Insolvenzen – und damit auch steigender Arbeitslosigkeit – zeigen, besteht nach wie vor. Aus dem sich derzeit abzeichnenden „V“ kann dann eben doch noch ganz schnell ein „W“ werden, in dessen Verlauf es noch einmal zu einem zweiten kräftigen (konjunkturellen) Rückschlag kommt, bevor dann tatsächlich die Erholung einsetzt. Wie schon zu Beginn der Coronakrise gilt also auch weiterhin, dass Prognosen über den weiteren Konjunkturverlauf derzeit noch viel unzuverlässiger und schwieriger sind als in normalen Zeiten ohnehin schon.

Konzentrieren wir uns auf den Status quo. An der aktuell vorerst steil aufwärts gerichteten Konjunkturkurve in den meisten Industrienationen zeigt sich vor allem ein besonderes Charakteristikum der aktuellen Rezession: Anders als z. B. in der Finanzmarkt- und Konjunkturkrise von 2009 ist aktuell (noch!) kein Schaden an den Haupttreibern der wirtschaftlichen Dynamik entstanden. Sprich: Eine ausreichende Kapitalausstattung ist vorhanden, die Kredit- und Liquiditätsversorgung ist in sich nicht gestört. Das bedeutet, dass bei einem erneuten Hochfahren der wirtschaftlichen Aktivitäten, was wir gerade erleben, die Unternehmen von diesem Vorgang auch unmittelbar und auf breiter Front profitieren können – der Wirtschaftskreislauf „an sich“ ist also insoweit intakt. Aber auch das kann sich natürlich schnell ändern, sobald etwa der Abschreibungsbedarf (auf Kredite) bei den Banken durch vermehrte Insolvenzen steigt und in der Folge Kredite knapper werden. Auch an dieser Stelle also keine Entwarnung, aber eine aktuell positive Entwicklung.

Unbestritten ist derzeit, wie schon eingangs erwähnt, dass sich die Konjunktur momentan zwar außerordentlich kräftig erholt, aber von einem enorm niedrigen Niveau aus. Das 2. Quartal 2020 brachte in fast allen Industrienationen die größten Rückgänge des Bruttoinlandsproduktes der Nachkriegszeit mit sich.

Konjunktureinbruch in der Eurozone

Egal wie schnell und kräftig die Gegenbewegung aktuell auch sein mag, wird es sicherlich noch einige Zeit dauern, bis das Vorkrisenniveau bei der gesamtwirtschaftlichen Produktion wieder erreicht sein wird. Wichtig für den Moment ist allerdings, dass das Wachstum bereits jetzt wieder einsetzt und auch kräftig aufwärts weist. Das ist vor allem auch aufschlussreich für die Frage, warum sich die Aktienmärkte – trotz weltweit rekordhoher Corona-Infektionen – in den letzten Wochen so positiv entwickelt haben.

Viel war davon zu lesen, dass sich die Finanzmärkte von der Realwirtschaft gänzlich entkoppelt hätten. Stark steigende Aktienkurse angesichts einer noch immer weitgehend am Boden liegenden Wirtschaft – „das könne doch nicht mit rechten Dingen zugehen“ (so eine weitverbreitete Meinung). Ein grundlegendes Charakteristikum der Aktienmärkte ist aber für die Einschätzung dieser jüngsten Entwicklung unbedingt zu berücksichtigen: Auf dem Börsenparkett (bzw. heutzutage eher vor den Handelsbildschirmen) ergibt sich im Grunde immer eine Diskrepanz zwischen augenblicklicher konjunktureller Lage und der Aktienmarktentwicklung und -bewertung. Denn die Aktienmärkte sind stets bestrebt, schon heute auf Basis des für morgen erwarteten (konjunkturellen) Umfelds Transaktionen vorzunehmen, um von den erwarteten Entwicklungen – seien sie positiver oder negativer Art – zu profitieren. Die Aktienmarktbewertung von heute ist insofern immer ein Spiegel der erwarteten konjunkturellen Dynamik von morgen und übermorgen. Kurzum: An der Börse wird die Zukunft gehandelt und nicht die Vergangenheit. So gesehen haben die Aktienmärkte offenbar die sich aktuell abzeichnende „V“-Erholung schon vor einigen Wochen erwartet. Diese Erwartungen bestätigen sich derzeit. Allerdings: Sollte am Ende doch ein anderer Buchstabe als das versöhnliche „V“ die Oberhand gewinnen – auch die Börsenakteure sind schließlich keine Hellseher –, dürfte das für erneute Turbulenzen an den weltweiten Börsen sorgen.

Ob das „V“ der am Ende letztverbleibende Buchstabe im Corona-Krisenalphabet sein wird, hängt in erster Linie nach wie vor von einem anderen „V“ ab: dem Virus und damit einhergehend seiner erfolgreichen Bekämpfung.

 

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