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Coronakrise – der Anfang vom Ende der Marktwirtschaft?

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Die Corona-Pandemie produziert – neben den vielfältigen anderen gesellschaftlichen Auswirkungen – in wirtschaftlicher Hinsicht vor allem eines: Unsicherheit. Kein Volkswirt kann vorhersehen, wie sich die Konjunktur in den nächsten Wochen und Monaten entwickeln wird. Wie hoch wird die Arbeitslosigkeit steigen? Wie sehr wird die gesamtwirtschaftliche Aktivität zurückgehen? Schätzungen gibt es viele, Gewissheit keine. Kein Aktienanalyst kann vorhersehen, wie sich die Aktienmärkte oder auch nur einzelne Aktien in den nächsten Wochen und Monaten entwickeln werden. Gewinnschätzungen? Entwicklung von Kosten und Produktion? Kaum absehbar.

Deutsche Konjunktur

Umso schwieriger vorstellbar ist es, wie die Wirtschaft aus diesem Krisenmodus wieder Schritt für Schritt herausfinden soll, was zu noch mehr Unsicherheit führt. Wenn wir noch nicht einmal den derzeitigen Weg hinein in den Krisenmodus kennen, wie soll denn dann eine Vorstellung vom Weg hinaus möglich sein? Wenn wir also noch nicht einmal wissen, wie schlimm es erst werden muss, bevor es wieder besser wird, wie soll sich denn diese zukünftige Besserung überhaupt einen Platz in unserer heutigen Gedankenwelt erkämpfen? Vielleicht liegt es auch daran, dass für viele derzeit der Schluss naheliegt, dass „das nichts mehr werden“ könne. De-Globalisierung, das Ende des Wachstums und eine tiefe und langanhaltende konjunkturelle (und damit natürlich auch existenzielle gesellschaftliche) Krise seien also unausweichlich – womöglich sogar der Untergang der Marktwirtschaft. Ausgang? Ungewiss.

So verständlich diese Befürchtungen auch sein mögen, sowenig sich derzeit noch erahnen lässt, wie die einzelnen Volkswirtschaften und auch die Weltwirtschaft insgesamt in absehbarer Zeit wieder auf einen Wachstumspfad einschwenken sollen, so sehr unterschätzt diese Sichtweise ein ganz wesentliches, ja im Grunde DAS Charakteristikum unserer sozialen Marktwirtschaft: ihre kreative Anpassungsfähigkeit. Oft hat man im öffentlichen wirtschaftlichen Diskurs den Eindruck, das Wesen des Marktmechanismus bestehe darin, den derzeitigen Status quo fortzuschreiben, und Änderungen dieser Rahmenbedingungen würden den Markt dagegen maßlos überfordern.

Eine der wichtigsten – wenn auch sehr grundlegenden – ökonomischen Erkenntnisse ist allerdings Folgendes: Gerade in der Bewältigung von (aus Sicht einzelner Marktteilnehmer wie Ihnen oder mir) völlig unübersehbaren Anpassungs- und Änderungsprozessen einer ganzen Volkswirtschaft oder sogar vieler Volkswirtschaften liegt das eigentliche Wesensmerkmal der marktwirtschaftlichen Ordnung. Und darin kommt auch gleichzeitig ihre ganze Wirkmacht und Überlegenheit zum Ausdruck. Schon jetzt zeigt sich diese innovative Anpassungsfähigkeit auf kleiner Skala in vielen Einzelfällen. Im Schwäbischen werden jetzt statt Polohemden Gesichtsmasken gefertigt, in Pariser Parfumfabriken riecht es inzwischen nach den en gros produzierten Desinfektionsmitteln und Mitarbeiter einer großen Fast-Food-Kette räumen die Regale bei Deutschlands führendem Discounter ein (und das sind nur die Fälle, die es zu medialer Aufmerksamkeit bringen).

Verstehen Sie mich nicht falsch, ich möchte die immensen wirtschaftlichen Herausforderungen (und von den anderen, möglicherweise noch größeren gesellschaftlichen spreche ich hier gar nicht) keinesfalls herunterspielen und verharmlosen. Wir haben es mit einer massiven ökonomischen Krise zu tun, deren Ausmaße wir noch gar nicht näherungsweise absehen können, aber deswegen den voreiligen und überzogenen Schluss zu ziehen, dass unser bisheriger wirtschaftlicher Wohlstand in jedem Falle unwiederbringlich verloren ist, wird der Leistungsfähigkeit unserer marktwirtschaftlichen Ordnung nicht gerecht. Wird die Welt die gleiche sein wie zuvor – selbstverständlich nicht! Sie wird wie nach jeder tiefgreifenden Krise der Vergangenheit natürlich (wie derzeit immer wieder zu lesen ist) auch ökonomisch eine andere sein. So zynisch das derzeit auch klingen mag, so sehr ist es genau gegenteilig gemeint: zum Glück!

Trotz aller Ernsthaftigkeit der aktuellen Krise gibt es für einen Abgesang auf die soziale Marktwirtschaft keinerlei Anlass. Auch in der momentan fast ausweglos scheinenden Situation wird es – wie schon in der Vergangenheit – wieder die Anpassungsfähigkeit unserer marktwirtschaftlichen Ordnung sein, die mittels der Koordination unserer wirtschaftlichen Aktivitäten und mit Hilfe unserer Kreativität durch die sprichwörtliche „unsichtbare Hand“ Schritt für Schritt eine Bewältigungsstrategie finden wird. Dies wird über kurz oder lang auch wieder zu einer nachhaltigen Erholung der Kapitalmärkte führen.

Ihr Stefan May
Leiter des Anlagemanagements

 

Disclaimer/rechtliche Hinweise

Der Beitrag ist mit größter Sorgfalt bearbeitet worden. Er enthält jedoch lediglich unverbindliche Analysen und Erläuterungen. Die Angaben beruhen auf Quellen, die wir für zuverlässig halten, für deren Richtigkeit, Vollständigkeit und Aktualität wir aber keine Gewähr übernehmen können. Die Informationen wurden einzig zu Informations- und Marketingzwecken zur Verwendung durch den Empfänger erstellt und können keine individuelle anlage- und anlegergerechte Beratung ersetzen.

Die Informationen stellen keine Anlage- Rechts- oder Steuerberatung, keine Anlageempfehlung und keine Aufforderung zum Erwerb oder zur Veräußerung dar. Die Vervielfältigung und Weiterverbreitung ist nicht erlaubt. Kein Teil darf (auch nicht auszugsweise) ohne unsere ausdrückliche vorherige schriftliche Genehmigung nachgedruckt oder in ein Informationssystem übertragen oder auf irgendeine Weise gespeichert werden, und zwar weder elektronisch, mechanisch, per Fotokopie noch auf andere Weise.

Die Corona-Pandemie produziert – neben den vielfältigen anderen gesellschaftlichen Auswirkungen – in wirtschaftlicher Hinsicht vor allem eines: Unsicherheit. Kein Volkswirt kann vorhersehen, wie sich die Konjunktur in den nächsten Wochen und Monaten entwickeln wird. Wie hoch wird die Arbeitslosigkeit steigen? Wie sehr wird die gesamtwirtschaftliche Aktivität zurückgehen? Schätzungen gibt es viele, Gewissheit keine. Kein Aktienanalyst kann vorhersehen, wie sich die Aktienmärkte oder auch nur einzelne Aktien in den nächsten Wochen und Monaten entwickeln werden. Gewinnschätzungen? Entwicklung von Kosten und Produktion? Kaum absehbar.

Deutsche Konjunktur

Umso schwieriger vorstellbar ist es, wie die Wirtschaft aus diesem Krisenmodus wieder Schritt für Schritt herausfinden soll, was zu noch mehr Unsicherheit führt. Wenn wir noch nicht einmal den derzeitigen Weg hinein in den Krisenmodus kennen, wie soll denn dann eine Vorstellung vom Weg hinaus möglich sein? Wenn wir also noch nicht einmal wissen, wie schlimm es erst werden muss, bevor es wieder besser wird, wie soll sich denn diese zukünftige Besserung überhaupt einen Platz in unserer heutigen Gedankenwelt erkämpfen? Vielleicht liegt es auch daran, dass für viele derzeit der Schluss naheliegt, dass „das nichts mehr werden“ könne. De-Globalisierung, das Ende des Wachstums und eine tiefe und langanhaltende konjunkturelle (und damit natürlich auch existenzielle gesellschaftliche) Krise seien also unausweichlich – womöglich sogar der Untergang der Marktwirtschaft. Ausgang? Ungewiss.

So verständlich diese Befürchtungen auch sein mögen, sowenig sich derzeit noch erahnen lässt, wie die einzelnen Volkswirtschaften und auch die Weltwirtschaft insgesamt in absehbarer Zeit wieder auf einen Wachstumspfad einschwenken sollen, so sehr unterschätzt diese Sichtweise ein ganz wesentliches, ja im Grunde DAS Charakteristikum unserer sozialen Marktwirtschaft: ihre kreative Anpassungsfähigkeit. Oft hat man im öffentlichen wirtschaftlichen Diskurs den Eindruck, das Wesen des Marktmechanismus bestehe darin, den derzeitigen Status quo fortzuschreiben, und Änderungen dieser Rahmenbedingungen würden den Markt dagegen maßlos überfordern.

Eine der wichtigsten – wenn auch sehr grundlegenden – ökonomischen Erkenntnisse ist allerdings Folgendes: Gerade in der Bewältigung von (aus Sicht einzelner Marktteilnehmer wie Ihnen oder mir) völlig unübersehbaren Anpassungs- und Änderungsprozessen einer ganzen Volkswirtschaft oder sogar vieler Volkswirtschaften liegt das eigentliche Wesensmerkmal der marktwirtschaftlichen Ordnung. Und darin kommt auch gleichzeitig ihre ganze Wirkmacht und Überlegenheit zum Ausdruck. Schon jetzt zeigt sich diese innovative Anpassungsfähigkeit auf kleiner Skala in vielen Einzelfällen. Im Schwäbischen werden jetzt statt Polohemden Gesichtsmasken gefertigt, in Pariser Parfumfabriken riecht es inzwischen nach den en gros produzierten Desinfektionsmitteln und Mitarbeiter einer großen Fast-Food-Kette räumen die Regale bei Deutschlands führendem Discounter ein (und das sind nur die Fälle, die es zu medialer Aufmerksamkeit bringen).

Verstehen Sie mich nicht falsch, ich möchte die immensen wirtschaftlichen Herausforderungen (und von den anderen, möglicherweise noch größeren gesellschaftlichen spreche ich hier gar nicht) keinesfalls herunterspielen und verharmlosen. Wir haben es mit einer massiven ökonomischen Krise zu tun, deren Ausmaße wir noch gar nicht näherungsweise absehen können, aber deswegen den voreiligen und überzogenen Schluss zu ziehen, dass unser bisheriger wirtschaftlicher Wohlstand in jedem Falle unwiederbringlich verloren ist, wird der Leistungsfähigkeit unserer marktwirtschaftlichen Ordnung nicht gerecht. Wird die Welt die gleiche sein wie zuvor – selbstverständlich nicht! Sie wird wie nach jeder tiefgreifenden Krise der Vergangenheit natürlich (wie derzeit immer wieder zu lesen ist) auch ökonomisch eine andere sein. So zynisch das derzeit auch klingen mag, so sehr ist es genau gegenteilig gemeint: zum Glück!

Trotz aller Ernsthaftigkeit der aktuellen Krise gibt es für einen Abgesang auf die soziale Marktwirtschaft keinerlei Anlass. Auch in der momentan fast ausweglos scheinenden Situation wird es – wie schon in der Vergangenheit – wieder die Anpassungsfähigkeit unserer marktwirtschaftlichen Ordnung sein, die mittels der Koordination unserer wirtschaftlichen Aktivitäten und mit Hilfe unserer Kreativität durch die sprichwörtliche „unsichtbare Hand“ Schritt für Schritt eine Bewältigungsstrategie finden wird. Dies wird über kurz oder lang auch wieder zu einer nachhaltigen Erholung der Kapitalmärkte führen.

Ihr Stefan May
Leiter des Anlagemanagements

 

Disclaimer/rechtliche Hinweise

Der Beitrag ist mit größter Sorgfalt bearbeitet worden. Er enthält jedoch lediglich unverbindliche Analysen und Erläuterungen. Die Angaben beruhen auf Quellen, die wir für zuverlässig halten, für deren Richtigkeit, Vollständigkeit und Aktualität wir aber keine Gewähr übernehmen können. Die Informationen wurden einzig zu Informations- und Marketingzwecken zur Verwendung durch den Empfänger erstellt und können keine individuelle anlage- und anlegergerechte Beratung ersetzen.

Die Informationen stellen keine Anlage- Rechts- oder Steuerberatung, keine Anlageempfehlung und keine Aufforderung zum Erwerb oder zur Veräußerung dar. Die Vervielfältigung und Weiterverbreitung ist nicht erlaubt. Kein Teil darf (auch nicht auszugsweise) ohne unsere ausdrückliche vorherige schriftliche Genehmigung nachgedruckt oder in ein Informationssystem übertragen oder auf irgendeine Weise gespeichert werden, und zwar weder elektronisch, mechanisch, per Fotokopie noch auf andere Weise.

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